PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
40.
Am vierzehnten Sonntag nach Pfingsten
Niemand kann zwei Herren dienen
Matthäus 6,24-34: Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise, und der Leib mehr denn die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorgt? Und warum sorgt ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr des alles bedürft. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorgt nicht für den anderen Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.
Empfangen am 17. April 1872
Verhaltensregeln für Jesus Nachfolger in damaliger Zeit
Dieser Vers sowie auch die nachfolgenden enthalten Verhaltensregeln für das Leben Meiner Jünger, die wörtlich genommen einen ganz bestimmten Zweck hatten, indem sie ihrer Lebenslage angepasst, ihnen Vertrauen für die Zukunft einflößen sollten wenn Ich nicht mehr unter ihnen wandeln würde. Es waren väterliche Ermahnungen und Belehrungen, die Ich ihnen gab, denn sie mussten doch zuvor selbst im Klaren sein wie sie handeln sollten, ehe sie wieder andere Menschen darüber belehren konnten.
Das ganze Kapitel enthält in ausführlichen Auseinandersetzungen, wie man Almosen geben, wie man beten und die kirchlichen Gebräuche zum Nutzen der Seele üben soll; ferner ist der Wert der zeitlichen, materiellen Güter im Vergleich zu den ewigen, geistigen Gütern auseinandergesetzt, und die Art wie man die Lebenssorgen mit dem Vertrauen in Mich verbinden kann und soll, was gerade ein wichtiger Punkt war, da Meine Jünger nach Meinem Hingang am meisten zwischen Geist und Welt, oder wie dort geschrieben steht, zwischen Gott und Mammon zu wählen hatten.
Meine Jünger hatten alles, was sie an die Welt band, verlassen und waren Mir gefolgt; es war demnach wohlverständlich, dass, nachdem Ich ihnen so vielmals Meinen Hingang vorausgesagt hatte, in ihnen der Gedanke auftauchte: Was wird dann aus uns werden? Es ist wahr, in Seiner Nähe hatten wir für nichts zu sorgen, aber wenn Er nicht mehr unter uns wandelt, was dann?
Auf solche bei ihnen sich einschleichenden Gedanken musste Ich ihnen doch auch antworten, um ihre Gemüter nicht nur während Meines Erdenwandelns sondern auch für spätere Zeiten zu beruhigen und sie im Vertrauen und Glauben an Meine Worte zu stärken, damit die Sorge um Nahrung und Kleidung nicht schwer auf ihnen laste und ihre geistige Mission darunter nicht leide. Deswegen all die väterlichen Worte, der Hinweis auf die Vögel in der Luft, auf die Lilien des Feldes, und der Trost, dass der liebende Vater im Himmel nichts vergisst was Er geschaffen hat, Er umso weniger Seine Auserwählten für Seine höchsten Zwecke vergessen, und sie nicht waisen lassen werde.
Das Weltliche für das Geistige benutzen
Alle diese Worte hatten in jener Zeit für Meine Jünger und für die Verhältnisse, in denen sie lebten, einen buchstäblichen Sinn; sie sind aber jetzt für euch und alle künftigen Geschlechter nur geistig zu deuten, denn ihr lebt in anderen Verhältnissen und habt nicht nötig, euch von allem zu entledigen um Mir geistig zu folgen, während jene Mir auch buchstäblich nachfolgten.
Wenn Ich in jener Zeit sagte: Man kann nicht zwei Herren dienen, so wollte Ich damit sagen, man kann unmöglich zwei verschiedene Dinge mit dem gleichen Grad der Liebe umfassen, denn entweder Gott oder dem Mammon zu dienen will so viel sagen als entweder das Eine oder das Andere als höchstes Ziel vor Augen haben, denn dienen bedeutet, sich mit ganzer Seele dem hinzugeben, was man vor allem anderen liebt.
In solchem Sinn gilt dieses Wort auch noch für euch und das jetzt lebende und kommende Menschengeschlecht. Wer ganz der Welt und ihren Genüssen lebt, nur nach Befriedigung derselben strebt und alle Mittel aufbietet um sein zeitliches Wohl, das ihm als höchstes und begehrenswertestes erscheint, zu begründen, der kann natürlich von Gott und geistigen Gütern keinen oder nur einen geringen Begriff haben und seine Wünsche können nicht nach Geistigem, sondern nur nach Weltlichem gerichtet sein.
In dieser Hinsicht ist das Wort ganz wahr: Man kann nicht Gott und dem Mammon dienen. Den Mammon oder die weltlichen Güter aber zu geistigen Zwecken zu benutzen und sich dienstbar zu machen, und demselben keinen größeren Wert beilegen als sie wirklich haben, vielmehr sie zum eigenen und zum Besten seiner Nebenmenschen zu verwenden, zumal Einzelne, die Ich mit besonderen Glücksgütern beschenkt habe, das ist eine andere Sache.
Auch zu Meiner Zeit gab es begüterte Reiche und Hochgestellte, die dennoch nur Mir anhingen und die Welt so betrachteten wie Ich es wünschte, denen die ihnen anvertrauten Güter daher auch nur Mittel zum Zweck, aber nicht ausschließlich das Ziel ihres Strebens waren.
Es ist deshalb das richtige Verständnis dieses Meines Ausspruchs: Man kann nicht zwei Herren dienen äußerst notwendig, weil sonst irrtümlich der zu große Eifer leicht zu ganz anderen Ergebnissen oder üblen Folgen führen könnte.
Rechte Sorge
Auch die anderen Trostworte, die Ich Meinen Jüngern gab, sind in der Jetztzeit nicht wörtlich, also nicht nach dem Buchstabensinn zu nehmen, denn bei den Verhältnissen des jetzigen Lebens ist es sogar Pflicht eines jeden für seine irdischen Bedürfnisse zu sorgen; nur soll diese Sorge nicht so weit gehen, dass sie den Menschen hindere, sein geistiges Ziel zu verfolgen und seinen Nebenmenschen Gutes zu tun.
Wahr ist es wohl: Die Vögel säen nicht, ernten nicht, und sammeln nicht in die Scheunen, und der Vater im Himmel erhält sie doch; allein die Tiere sind unmündig und ihre Erhaltung wird vom Instinkt bewirkt, vermittels dem die Hungrigen zur Nahrung, die Durstigen zum Wasser geführt werden. Die meisten Tiere haben auch nur für sich allein oder ihre kleine Familie zu sorgen, und für letztere wieder nur auf kurze Zeit.
Nicht so ist es mit dem Menschen; er ist frei, nicht die Stimme der Natur sondern sein Geist treibt ihn mittels des Verstandes seine Lage derart zu verbessern, dass er nicht von Sorgen für sein körperliches Ich gestört werde an seinem seelischen Ich zu arbeiten. Er muss also für sein künftiges Leben, muss für sich und seine Familie sorgen, da diese einer längeren Fürsorge bedarf als die Jungen der Tiere.
Der Hauptzweck des irdischen Lebens muss allerdings das Reich Gottes und seine höhere geistige Bestimmung sein, die in diesem kurzen Prüfungsleben meist nicht erkannt wird da sie für die Ewigkeit gilt; es ist aber des Menschen Pflicht, seine Glücksgüter und Talente so zu verwerten, dass er dadurch seine Seele für das geistige Leben aufnahmefähig und brauchbar mache.
Es heißt weiter in diesen Worten: Sorgt nicht für den morgigen Tag, denn es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe. Aber dieses Wort hat für euch jetzt auch eine andere Bedeutung als damals für Meine Jünger und soll euch nur so viel sagen, dass ihr eure Sorgen nicht zu weit ausdehnen sollt und nicht versucht, in das Schicksal oder die göttliche Führung des Einzelnen einzugreifen, weil da euer Bereich doch aufhört.
Ihr Menschen sollt euren Sorgen und Anstrengungen nur soweit Raum geben als selbe durch Mein Wort gutgeheißen werden, d.h. soweit sie auf Meine Liebesgesetze gestützt sind und so auch von Erfolg sein können.
Dann sind sie gerecht, aber auch nicht zu groß, denn stets werdet ihr den kleineren und Ich den größeren Teil euer Wünsche zu erfüllen haben. Wenn ihr bedenkt, dass eure Einsicht und Erkenntnis als endliche Wesen immer beschränkt, die Meinige als Herr und Schöpfer aber unbeschränkt ist, so müsst ihr auch einsehen, dass Ich eure Bitten nicht immer gewähren kann und eure Sorge darum also nichtig ist, weil Ich als weitersehend als ihr oft verweigern muss was von euch sehnlichst gewünscht wird.
Jesus Worte in ihrem geistigen Sinn erfassen um sich zu vergeistigen
Ihr seht somit, wie durch Missverständnis und falsche einseitige Auffassung von Worten, die dort Meinen Jüngern gegeben und ihrer gesellschaftlichen Stellung sowie ihren Lebensberuf ganz angepasst waren, heute, wenn man sie in demselben Sinn deuten und befolgen wollte, ein grober Irrtum begangen würde. Die Worte sind zwar heute ebenfalls wahr, denn nur Wahrheit konnte aus Meinem Mund kommen; jedoch muss jetzt mehr der geistige Sinn aufgefasst und festgehalten werden, weil die buchstäbliche Befolgung dieser einst für Meine ersten Jünger gegebenen Worte, Meine jetzigen Jünger in unerquickliche Lagen bringen könnte.
Wahr bleibt alles was Ich sprach, aber nur der geistige Standpunkt eines jeden Einzelnen erklärt und begründet die Wahrheit, indem sie, stets den eigenen Verhältnissen angepasst und auf Mich und Meine Liebelehre bezogen jene Erfolge geben kann, die Ich einst beabsichtigte und die Ich jetzt bei der geistigen Erklärung derselben wieder bezwecken will.
Ich wiederhole es hier, dass das geistige Verständnis Meines Worts von ewiger Schönheit und ewiger Dauer ist und euch Dinge offenbart, die ihr in einzelnen Augenblicken zwar vielleicht empfunden, aber von denen ihr den Schleier doch nicht gänzlich zu entfernen vermocht habt.
Befleißigt euch der Reinheit eurer Seele, damit das stets in euch einstrahlende Licht ungebrochen in seiner ganzen Stärke euch erleuchten, erwärmen, beleben und mit Meinem Geist verbinden kann. Dann ist der Augenblick gekommen, wo die Decke der materiellen Schöpfung für euer Auge nicht mehr besteht, wo sie dem geistigen Auge gewichen, euch überall nur Geistiges, und Mich als Herrn des Geistigen, als ewig liebenden Vater erkennen lässt.
Dort blüht euch dann der Friede und die Ruhe als Endziel aller gerechten sowie aller eitlen Sorgen; dort ist die Entschädigung für alles bitter Erlebtes und die Empfangnahme alles rechtmäßig Erworbenen. Dort sind die letzten Bausteine der materiellen Welt zu den ersten der geistigen geworden, die von Stufe zu Stufe, von Welt zu Welt, von Sonne zu Sonne emporsteigend stets mehr Fähigkeiten empfangend, stets mehr Seligkeiten genießend, als Endziel aller Mühen endlich die Stufen erreichen, wo der Vater als der Eine Hirte, umringt von Seinen Kindern als der Einen Herde, wohnt.
Im körperlich-irdischen Leben anfangend und im geistig allerhöchsten Leben zu enden, das ist euer Weg und euer Ziel und der Zweck aller Meiner Kundgebungen an euch. Ich tue, wie ihr seht, Mein Möglichstes, es liegt nun nur an euch, Meine vielen Worte so aufzufassen wie Ich, der Ich ein Geist bin, sie ja nur gesprochen haben kann. Befleißigt euch deren Verständnis zu gewinnen und die Folge wird euch beweisen wie nur ein Vater es vermag, Seine Kinder auf diesem Weg und zu solch einem Ziel zu führen. Amen.
Weiteres hierzu s.a. Schöpfungsgeheimnisse, Kapitel 10, Verse 38 bis 56