KRANKHEIT UND HEILUNG
Arbeit an sich selbst
„Da es in dir stets noch wie in einem Vulkan gärt, so mach es auch nur gerade so wie dieser, wirf das Unnütze aus, verzehr durch das Feuer der Liebe die schlechten Dünste, welche dein Herz noch manchmal umziehen, und den Schwefeldünsten eines Vulkans zu vergleichen sind, die ebenfalls allem Lebendigen den Tod bringen.
Reinige auch du soviel du kannst dein Inneres, und wenngleich die Eruptionen auch dir manchmal Gewaltanstrengungen verursachen, so tu wenigstens, was du kannst, und das Übrige lass Mir über.
Sieh, in deinem Amtseifer gehst du zwar weiter als Ich Selbst, denn Ich weiß wohl, was dir möglich und was dir unmöglich ist, allein sei du nur streng gegen dich selbst, die Nachsicht ist in Meinem Bereich.
Zu kämpfen wirst du haben, solange du atmest, und wenn auch einst in Meinem Reich angekommen, wird es daran kein Ende haben. Kampf ist das Salz des Lebens, ohne selbes kann kein materielles und kein geistiges Leben existieren, daher arbeite du nur fort, sei wachsam auf dich selbst, erstick die unreinen Neigungen im Keim, dann kannst du wenigstens vor Mich hintretend sagen: Vater, ich tat, was ein Mensch als ein schwaches, irdisches Geschöpf leisten konnte. Wenn ich auch nicht zu meiner eigenen und noch weniger zu Deiner höchsten Zufriedenheit gelangt bin, so helfe Du mir im kommenden Jahr das zu vollenden, was ich im vergangenen nicht überwältigen konnte.
Ich, Mein Kind, weiß am besten, was ihr Menschen fähig sein könnt, und wie weit selbes dem einzelnen erreichbar ist gemäß den Lebensverhältnissen, in denen er lebt, und gemäß den Prüfungen, welche Ich für ihn notwendig halte, als heilsam für seine Seele.
Sieh dich nur unter deiner eigenen Gesellschaft etwas um, wie verschieden die Ansichten von Meiner Lehre, die doch immer und immer dieselbe ist, wie verschieden die Wege, auf denen alle geführt werden müssen um zum Ziel zu gelangen, zu dem Ich sie bestimmt habe.
Sieh Meinen Schreiber an, was ließ Ich nicht über ihn hereinbrechen. Ebenso wird es auch dir gehen, was dem einen hilft, ist nicht immer das rechte Mittel für den anderen. Auch du wirst das kommende Jahr so manches Ungehoffte, Unangenehme erleben, so mancher Streit, so manche Versuchung wird dich überkommen; die Verhältnisse werden sich anders gestalten, und doch, während alles um dich her sich ändern wird, sollst und musst du der nämliche bleiben, der nämliche strenge Richter für deine eigenen Taten, und der Nachsichtige für die Fehler anderer.
Die Welt ganz abstreifen könnt ihr nicht. Daher tu du was du kannst, das andere lass Mir über; du weißt ja, Ich sehe nur auf den Willen, denn er ist das geistige Seelengewand, die Tat selbst wird und muss manchmal modifiziert werden, denn so wie sie oft gedacht, würde sie ausgeführt nicht immer zum Besten deiner selbst und zum Besten anderer wirken.
Und wenn das Ideal, das Ich als Mensch euch aufgestellt habe, so leicht zu erreichen wäre, was würdet ihr dann tun, wann ihr es wirklich erreicht haben würdet? – Sieh, hier tritt dann die große Frage an dich heran, die da heißt, willst du dem großen und allgemeinen Gesetz der Schöpfung zuwiderhandeln? Sieh, das kannst du nicht, weil Ich es selbst nicht kann, denn diese Gesetze machen Mein Ich aus, sind selbst mit Mir und Meinen göttlichen Eigenschaften unzertrennbar.
Und was sind diese Gesetze? Ich will dir das erste Hauptgesetz der ganzen Schöpfung sagen, und das heißt, ewiges Verändern, ewiges Vor- oder Rückwärtsschreiten. Stillstand gibt es nirgends, und dieses Gesetz mit anderen Worten ausgedrückt heißt Leben.
Wenn du also da angekommen wärst, wo du als Mensch glaubst, dein Endziel zu sehen, d.h. ein Mensch zu sein, wie Ich es während Meines Erdenwandelns war, so müsstest du ebenfalls entweder fortschreiten oder rückwärts gehen, denn bei diesem Endziel still zu stehen ist nicht möglich.
Dein geistiges Leben würde einschlafen, du kannst nicht bleiben, was du bist, du musst, willst du leben, fortschreiten, da ein Rückschritt dir nicht behagen würde; und was ist der Fortschritt? – Es ist das Vorwärtsgehen vom Menschensohn bis zum Vater alles Geschaffenen, und sieh, dieser Weg ist weit, ist voll von Streben, Kämpfen und Anstrengungen; und damit du auch in der Geisterwelt etwas besser dich auskennst, so will Ich dir sagen, dass je höher du steigst, um so größere Forderungen an dich gestellt werden, desto mehr Hindernisse wirst du finden. Wo das höchste Leben sich entfalten will, muss es nur als größter Sieg über seinen Gegenpol, den Tod, geistig oder materiell gewonnen werden.
Daher sei ruhig, Mein Kind. Ich beurteile euch mit anderem Maßstab als ihr euch selbst.
Eure Schuldigkeit ist es fort und fort, diesem großen Ideal des Menschen nachzustreben, welches Ich euch aufgestellt habe; ob ihr es erreicht oder nicht hat nichts zur Sache, euer Bewusstsein, vorwärts gegangenen zu sein, ob viel oder wenig, ist das einzige Maßgebende, es zeigt wenigstens, dass kein Rückschritt da war, und kannst du dir dieses Zeugnis von Jahr zu Jahr geben, dann bist du auf dem rechten Weg, Anspruch auf Meine Kindeswürde zu machen.
Fahr also fort, arbeite, wache, bete, dass du nicht in Versuchung fällst, hab Vertrauen zu Mir und in Meine Gnade, und bedenke stets, dass Ich dich, wie euch alle, nicht als Schöpfer, nicht als Herr, sondern nur stets als Vater beurteile.
Dieses genüge dir für das kommende Jahr, wo ich dich ebenso wie im verflossenen unterstützen werde, wenn du Meiner Hilfe bedürftig sein wirst. Amen.“
Quelle: „Lebenswinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 39, Auszug aus der Kundgabe v. 18. Dezember 1870
„Ja, Meine Kinder, Ich führe euch zum Ziel. Und wie ihr einst gelesen habt, dass ein Sonnenweib die Hand ins Feuer streckte um die Erdenwandlung durchzumachen, indem sie die bitteren Verleugnungen und Entbehrungen dem ruhigen Leben in der Sonne vorzog, ebenso streckt ihr eure Hände aus über das Feuer Meiner Liebe, auf dass es euch (euer Ich, d.h. euren verkehrten Willen) verzehre, und euch einweihe in die Geheimnisse Meiner Lehre und Meiner Wege, auf dass es euch eben durch Kämpfe und Leiden als heilsame Prüfungen erkennen lassen möge die Wahrheit Meiner Lehre und die Weisheit Meiner Führung.
Du, Mein Sohn, stähle dich mit Meinem Vertrauen, mit Meinem Glauben. Sieh ruhig den Dingen entgegen, die da kommen mögen; erkenne den (Un-)Wert der Welt immer mehr und mehr, tu überall deine Schuldigkeit, und lass das andere Mir über. Hast du dieses feste Vertrauen erreicht, dann wird dich nichts mehr beirren, du wirst stets klarer und deutlicher Meine Pläne erkennen, die Ich mit der Menschheit und mit dir selbst habe, du wirst stets dankend den Blick zu Mir erheben, und mit dir und deinem Schicksal zufrieden sein.
Dir aber, Meine liebe Tochter, die Ich durch körperliche Leiden zur geistigen Blüte zog, sei getrost. Was Ich für dich getan war notwendig, musste geschehen, und auch nun, wo du schon so ganz Mir ergeben bist, noch traue dir selbst nicht zu viel zu, verspreche Mir nichts was du vielleicht nicht halten kannst, sei bescheiden in deinem Wünschen und warte ab, was Ich dir reichen werde. Sei versichert, Ich will diese schöne Geistesblume, die in deinem Herzen jetzt mit solcher Lichtfarbenpracht prangt, besser schützen als du selbst es kannst.
Geh vorwärts in Liebe und Demut, ja in der Demut, wie du sie in deinem letzten Schreiben an Meinen Schreiber geschildert hast. Diese Demut, die auch im niedrigsten Menschen ihren Mitbruder, ihren Gott ähnlichen Gefährten auf der irdischen Lebensbahn sieht, diese Demut ist diese göttliche Eigenschaft, die ich als Schöpfer Selbst während Meines Erdenwandels ausübte; es ist die Eigenschaft, welche Ich meinte, als Ich Meinen Aposteln zurief, werdet vollkommen wie euer Vater im Himmel es ist, oder wer sich erniedrigt, der wird erhöht werden.
Aus dieser Demut erwachsen alle anderen göttlichen Eigenschaften. Aus dieser Demut erblüht die Liebe, die alles für andere aufopfernde Liebe; aus dieser Liebe geht hervor die Sanftmut, die mit Geduld alles erträgt, aus dieser Sanftmut erwächst die göttliche Eigenschaft des Vergebens; denn wer mir Sanftmut Unbilden ertragen kann, hat auch Zeit darüber nachzudenken, ob diese Unbilden nicht vielleicht aus Übereilung, aus Missverständnis ausgeübt wurden. Dieses Nachdenken mildert jede Aufregung, mahnt zur Geduld, und erinnert an Meine Worte am Kreuz, verzeihe ihnen, o Herr, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Wo diese Demut ausgeübt wird, da gewinnt sie dir gewiss alle Herzen, mit ihr kommst du gewiss überall durch; denn, wenn dein ärgster Feind deine Achtung bemerkt, die du ihm als Mensch angedeihen lässt, so beschämst du ihn mehr, als wie mit allen anderen möglichen Mitteln. Und mit dieser Demut, mit dieser Selbsterniedrigung näherst du dich stets Mir, rückst Meinem Herzen näher, wirst stets mehr Mein Kind und Meine Freude.
Was ist die Welt mit allen ihren Schätzen und Reizen gegen die Liebe deines Vaters im Himmel, gegen die Anhänglichkeit deines Jesus, Der in dir wieder aufblühen sieht, was Er Selbst für das Heiligste hielt, und obwohl Er bei den meisten Menschen es vermissen muss, doch in deinem Herzen es in solcher Fülle antrifft.
Also sei demütig, achte deine Mitmenschen, und du achtest dich selbst, und zeigst vor allen Meinen Geistern, wie Ich sowie Meine Liebe gewonnen werden kann. Jetzt, Mein Kind, bist du am rechten Weg, er führt direkt an Mein Herz, an das Herz deines Jesus; verfehle diesen Weg nicht, halte ihn stets im Auge, und die schon längst gegen dich ausgebreiteten Arme deines heiligen Vaters werden dir alles vergelten, was du um diesen Platz zu gewinnen auch erduldet haben magst.“
Quelle: „Lebenswinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 39, Kundgabe v. 18. April 1871