Gottfried Mayerhofer Apokalypse Kapitel 11 - Gottfried Mayerhofer

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ENDZEIT

Weiteres zur Apokalypse
Der „Antichrist“


Offenbarung Johannes, Kapitel 11:

Und es ward ein Rohr gegeben, einem Stecken gleich, und er sprach: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben, und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate. Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage, angetan mit Säcken. Diese sind die zwei Ölbäume und die Fackeln, stehend vor dem Herrn der Erde. Und so jemand sie will schädigen, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und so jemand sie will schädigen, der muss also getötet werden. Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, dass es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über das Wasser, es zu wandeln in Blut, und zu schlagen die Erde mit allerlei Plage, so oft sie wollen. Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen Stadt, die da heißt geistlich "Sodom und Ägypten", da auch der Herr gekreuzigt ist. Und es werden etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben und werden ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen. Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über sie und wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten die auf Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel über die, so sie sahen. Und sie hörten eine große Stimme von Himmel zu ihnen sagen: Steigt herauf!, und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde. Und zu derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel; und wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Namen der Menschen, und die anderen erschraken und gaben Ehre dem Gott des Himmels. Das andere Wehe ist dahin; sieh, das dritte Wehe kommt schnell.
Und der siebte Engel posaunte, und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Stühlen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und warst, dass du hast angenommen deine große Kraft und herrschst; und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu verderben, die die Erde verderbt haben. Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel, und die Lade seines Bundes ward im Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.

Du plagst dich ab, diesem neuen Ankömmling in Meinem Garten der Wahrheit und der Liebe eine genügende Antwort auf seine Bitte zu geben wegen Erklärung des 11. Kapitels der Offenbarung Meines Johannes und aus den sibyllischen Büchern, welche er anführt. Nachdem Ich aber dich in dieser Beziehung nicht ohne alle Antwort lassen will, weil es nicht Mein Zweck ist, die Menschen zu Grüblern zu machen über Weissagungen und verschleierte Ereignisse, welche sich wohl ereignen werden, aber nicht so, wie ihr Menschen selbe zu deuten vermögt, da die Sprache der Entsprechungen euch fremd ist, so will Ich doch wenigstens diesem Mir mit so ganzem Herzen entgegenkommenden Mann vorerst begreiflich machen, dass in Meinen Lehren und Worten bei weitem mehr Heil und Segen liegt, wenn auch danach gelebt wird, als wenn er alle diese Zornschalen der Weissagungen Johannes deuten könnte. So viel kann Ich ihm sagen, dass die Erde samt ihrer ganzen Menschheit in dem Prozess der Scheidung begriffen ist, und dass alles, was da in Bälde geschehen wird, in jenen Weissagungen geschrieben steht, aber nicht in dem Sinn erfüllt wird, wie er es deuten möchte. Denn die Tage verkürzen heißt ja, eben wegen der Ausbreitung Meines Worts, die Reinigung der Erde von ihren schlechten Elementen beschleunigen, was so seit längerer Zeit geschieht, jedoch nicht auf dem Weg der Wunder, sondern auf ganz natürlichem Weg, damit nicht eine oder die andere Partei Nutzen daraus ziehen könnte. Stets lest ihr vom Antichristen, und die meisten bilden sich ein, es sei eine Persönlichkeit, während, würden sie die Welt nur mit aufmerksamem Auge betrachten, sie so viele Antichristen finden würden, dass die eigentlichen Nachfolger Christi oder Meiner Lehre nur ganz wenige sind, und auch diese noch bei weitem nicht das geworden sind, was sie eigentlich sein sollten. Der eigentliche Antichrist ist ja nur die allgemein herrschende Sucht und Neigung nach ganz anderen Dingen als was Meine Lehre predigt, d.h. es ist die herrschende Meinung von so vielen Menschen, wo der Kopf nur arbeitet, und das Herz zum Stillschweigen verdammt ist. So müsst Ihr den Kopf oder berechnenden Verstand als Antichrist annehmen, der schon längst auf Erden sein Wesen treibt, mit verführerischen Beweisgründen den Menschen erklären will, dass nur was der Verstand erfassen und näher beleuchten kann, wahr sei, was das Herz aber fühlt oder ahnt, sei nur flüchtiger Nebeldunst einer aufgeregten Phantasie.  Daher die Lehre der Materialisten, als letzte Stufe der Verstandesweisheit, daher die Sucht nach Genuss, die Achtung bloß der Mittel, um selbe befriedigen zu können, daher die Verachtung alles Edlen, Guten und Erhabenen, daher das Wissen, und kein Glaube.
Und doch vergessen die Menschen alle, was Ich einst sagte, euer Wissen ist alles Stückwerk. Alle diese Bilder in der Apokalypse des Johannes sind geistige Figuren, sind herrschende epidemische Geisteskrankheiten, die dann die Menschen treiben, regieren; und um diese Offenbarungen entziffern zu wollen, muss dein Bruder einen bei weitem höheren Standpunkt sich denken, als dessen er wirklich jetzt erst fähig ist, er muss von Meinem Standpunkt aus die Welt, d.h. die geistige, innere Welt der auf dieser Erde in Körper eingehüllten Seelen sehen, lesen und verstehen lernen; muss dort sehen, wie die geistige Richtung sich wendet, wie Ich dann selbe zu Meinen Zwecken benütze, und wie statt alledem, was die Menschen möchten, nur Mein großes Ziel erstrebt wird. Kann er sich auf diesen Standpunkt erheben, dann wird er auch die Propheten erkennen, wird begreifen, was das heißt sie töteten selbe und ließen sie 3½ Tage auf der Straße liegen, was besagt, als die Menschheit die Lehren Meiner Auserwählten hörte, wollte sie selbe nicht anhören, noch annehmen, verhöhnten Meine Schreiber und Knechte, oder anders gesagt, betrachteten sie als nicht daseiende, als Tote, wiesen Meine Lehre zurück, oder ließen selbe auf offener Straße liegen, nicht an sie glaubend, aber auch nicht sie gänzlich verwerfend, bis nach kurzer Zeit  die Wahrheit doch wieder siegte oder der Totgeglaubte wieder lebendig wurde, dort seine Heimat suchte, von wo er gekommen war, d.h. zu Mir aufstieg. So, wenn dein Bruder die Offenbarung Meines lieben Johannes einst durchschauen kann, wenn er begreift der Worte Sinn, d.h. was sie geistig bedeuten, dann wird er auch die Stadt Babylon oder den Ort der geistigen Verirrungen, da wo sie nämlich am größten und erbittertsten sind, leicht herausfinden.
Ich aber statt alle diesem rate ihm, er solle seine sibyllischen Bücher und die Offenbarung Johannes bei Seite lassen, soll sich in Meine Lehre und Meine Worte vertiefen, dort sich hineindenken, sein eigenes Ich erforschen, ob und wie er nach diesen Lehren leben kann, und es wird sich für ihn selber dann ein Frieden und Trost ergeben, der weit schöner und besser ist als das Herausfindenwollen der Weltereignisse und ihre geistige Bedeutung. Wenn er sich in Meine Arme wirft, dann kann er ruhig zusehen was da kommen mag, er weiß ja dann, dass es zum Besten der verirrten Kinder ist, und wenn er aus Meinen Worten herauslesen wird, dass so die Welt nicht bestehen kann, weil Ich sie zu solchem Zweck nicht erschuf, so wird er auch begreifen, dass Ich wiederkommen muss, um wenigstens zu retten, was noch zu retten ist, weswegen er auch kein anderes Ziel  erstreben soll als sich vorzubereiten, dass er würdig werde, unter Meine Kinder gezählt, und nicht mit dem übrigen Unflat von der Erde weggewischt und vertilgt zu werden. Dieses sei sein Hauptzweck, er sagt auch in seinem Brief, er habe 46 Jahre geschlafen, nun so danke er Mir jetzt, dass Ich ihn erweckt habe zum Glauben, zur Liebe und zu einem besseren Sein, schon hier auf dieser und noch mehr in jener Welt. Für ihn war auch Meine Lehre bis jetzt eine Apokalypse, er verstand sie nicht; jetzt aber, wo ihm der Schlüssel des Verständnisses dazu gegeben ist, jetzt soll er dort in seinem Herzen den Schatz suchen, der nur dort und nicht im Kopf verborgen ist, dann wird Ruhe und Sicherheit in seinem Handeln und Wandeln den wahren Anhänger an Mich bezeichnen, der mit sich im Reinen, auch andere leicht ins Reine bringen kann. Dieses sei ihm gesagt von seinem Vater, Der ihn wecken ließ, und nun auch Seinen Segen ihm sendet. Amen.


Quelle: „Der große Advent“, Neu-theosophische Schrift Nr.21, Kundgabe v. 28. April 1871


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