Gottfried Mayerhofer Ein Gemälde unserer Zeit - Gottfried Mayerhofer

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ENDZEIT

Ein Gemälde unserer Zeit
Buch Josua, Kapitel 6, Verse 4 und 5:

Am siebten Tag aber lass die Priester sieben Posaunen des Halljahres nehmen vor der Lade her; und geht desselben siebten Tags sieben Mal um die Stadt, und lass die Priester die Posaunen blasen. Und wenn man des Halljahres Horn bläst, und tönt, dass ihr die Posaunen hört, so soll das ganze Volk ein großes Feldgeschrei machen; so werden der Stadt Mauern umfallen, und das Volk soll hineinfallen, ein jeglicher stracks vor sich.

Alle Dinge in der Bibel, sei es im alten oder neuen Testament, haben stets einen doppelten Sinn, ja oft einen mehrfachen, oder besser gesagt einen immerwährenden und vielfachen Sinn, denn es geschieht nichts auf der Welt und im ganzen Staatenleben der Völker oder im geistigen Fortschritt der Menschen, was nicht schon in früheren Zeiten dagewesen ist, oder wo nicht unter früheren Ereignissen auch spätere, künftige verstanden wurden.
Diese beiden obigen Verse werden euch wieder das Nämliche bezeugen, wenn ihr aus Meiner Erklärung erfahren werdet, dass das, was da Josua seinen Priestern vor den Mauern Jerichos anbefahl, eben ein ganz getreues Bild der Jetztzeit und ihrer Folgen ist. Nur muss man nach dem inneren Grund und der gleichmäßigen Ausdeutung in Entsprechungen das eigentliche Wahre herauszufinden wissen.
Da ihr in der Entzifferung der Entsprechungen nicht so bewandert seid wie Ich, so will Ich es nun übernehmen, euch den haarkleinsten, engsten Verband jener Begebenheit mit der jetzigen Zeit aufzudecken, und euch so wieder zeigen, wie viel in diesen Schriften vor Mir und während Meines irdischen Lebenswandels noch für euch und viele verborgen liegt, wovon ihr keine leiseste Idee habt, und dass ihr nur die Rinde des Baums bis jetzt, nie aber den eigentlichen Kern habt kennen gelernt.
Da Ich aber als Vater Meinen Kindern alles geben möchte, was sie zu Meinen geistigen Mitregenten erheben kann, so soll euch auch nichts vorenthalten werden, damit ihr immer besser erkennen und begreifen mögt teils die Tiefe der heiligen Schrift, teils die unendliche Liebe eures Vaters, Der euch alles so zeigen will, dass in der Unendlichkeit kein Schattenpunkt mehr für euer Auge sich vorfindet.
Also jetzt wollen wir zur Erklärung der obigen Texte schreiten, und Schritt für Schritt selbe erklären, und ihre nahe Verwandtschaft mit den heutigen Ereignissen nachweisen, die sich so langsam vor euren Augen abwickeln werden. So hört denn:
Das was Josua den Priestern anordnete, nämlich dass sie siebenmal um die Stadt Jericho herumziehen, und dann, wenn sie das siebte Mal um die Stadt gehen, ein Feldgeschrei erheben sollten sobald die Posaunen des Halljahres ertönen werden, auf welches dann die Mauern der Stadt einstürzen, bedeutet erstens: das siebenmalige Herumgehen mit den Posaunen des Halljahres um Jericho, die Welt, und auch wie in jetziger Zeit die katholische Kirche, die die meiste bekannte Welt umfasst, so ist also die katholische Kirche die Mauer, die den darin Eingeschlossenen keine freie Aussicht gewährt, obwohl sie zu ihrem vermeintlichen Schutz erbaut ist.
Wie ihr aus Meiner Haushaltung wisst, so werde Ich, wie Ich es dort sagte, sieben Mal auf diese Erde kommen, und in allen sechs Fällen habe Ich Mein Dasein euch kund getan, bald direkt, bald indirekt. Jetzt steht der Welt das siebte, aber auch das letzte Kommen bevor [Jakob Lorber, Haushaltung Gottes, Bd.1, Kap.46, V.19-23].
Um eine Stadt und deren Mauern herumgehen, heißt so viel als sich überall zeigen, damit jeder von Meiner Ankunft augenscheinlich sich vergewissern kann, dass es so und nicht anders ist.
Nachdem Ich also schon seit Anbeginn der Welt sechsmal auf eurer Erde war, und vorausgesagt habe, dass das siebte Mal das letzte sein wird, so mögt ihr die Halljahr-Posaunen mit jenen aus der Offenbarung Meines Johannes vergleichen; auch sie werden zur Zeit ertönen zum größten Jammer der Menschheit, und die Engel werden ihre Zornschalen ausgießen.
Also sieben Mal werden Ich den Rundgang um eure Erde machen, nach dem siebten Mal des Wartens müde, müssen auch alle wissenschaftlichen und Glaubensmauern, die euch die Gelehrten und Priester vor die Nase hingebaut haben, fallen, damit ihr sehen sollt den eigentlichen Herd des wahren Glaubens und der wahren Liebe. Also sieben Mal wird Mein Rufen und das Rufen Meiner Seher und Propheten vergeblich sein, bis endlich Meine Engelsgeister und auserwählten Kinder Meinen unerbittlichen Ernst euch kund geben werden, so beim siebten Mal beim Ertönen der Weckposaunen die einstürzenden Mauern oder das morsche Gebäude der katholischen Kirche es euch haarklein beweisen wird, dass nur Eine Herde und Ein Hirt sein kann!
Denn eben jetzt bereitet sich die große Katastrophe in eurem Babylon vor, die Hure von Babylon wird fallen, während eben die Hure von Jericho vom Gericht gerettet werden wird. Was ist die Hure von Jericho in der jetzigen Zeit? Seht, das seid ihr und alle Meine gläubigen Kinder, die da und dort zerstreut auf der Erde leben und Mein Wort und Meine Lehren, als Meine Sendboten im eigentlichen Sinn, mit Liebe aufnehmen. Was zu den Zeiten Josuas die Hure von Jericho war, die von dem Haufen als die schlechteste, verächtlichste Person angesehen wurde, während sie doch vor Meinen Augen die einzig Würdige war, die Ich Josua anbefohlen habe, dass er selbe verschonen sollte, das seid auch ihr ebenso, zwar der Welt noch unbekannt und verborgen, aber wenn die Welt euch kennen möchte, so wärt ihr als die Verachtetsten und Schlechtesten in der Welt, Verfolgungen ausgesetzt, obwohl ihr doch Meiner größten Gnade versichert sein könnt.
Und so ist denn Jericho und das heutige Babel so ganz das Gleiche, dort rief Ich sieben Tage, siebenmal des Tages Mein Wehe über die Bewohner Jerichos, und sie achteten es nicht; und jetzt, wo gerade statt Liebe und Duldung Hass und die höllischsten Leidenschaften bei Meinen sogenannten Stellvertretern losgelassen sind, so soll auch die Posaune des Halljahres vor Meiner Bundeslade oder vor Meinem Bund mit Meinen Kindern vorausgetragen werden und ertönen, und zwar zum Schrecken Babels und seiner Einwohner, denn mit ihnen beginnt der Schluss des ganzen siebten Tages Meines Umgangs um die Mauern Babylons, und sie werden stürzen und mit ihnen alle ihre Größen, die sie einschließen. Da aber der Sturz Babels auch den Sturz der jetzigen katholischen Kirche und aller der darin eingerissenen Missbräuche begreift, so müsst ihr denken, dass dadurch auch alle sozialen Verhältnisse gerüttelt und anders gestellt werden, wodurch dann alles zu Meiner Daniederkunft vorbereitet wird. Da muss ein allgemeiner Reinigungsprozess vorangehen, es müssen ausgeschieden werden die guten Lämmer von den räudigen [kranken, starrsinnigen] Böcken, damit dann der Hirte willigere Organe für seine sanften Lehren finden kann.
Und so erwartet denn geduldig den entscheidenden Moment, der eben jetzt sich vorbereitet; bald wird die Mine springen, schon brennt der Zunder, dann zersplittert in tausend Trümmer wird unter Schutt und Trümmern liegen, was mehr als tausend Jahre ungerecht gehandelt und nur auf eigenes Interesse des habsüchtigen Klerus vieler Jahrhunderte gebaut ward.
Das ist der siebte Umgang um die heutige Mauer Jerichos, bald wird es vollendet sein, und das Feldgeschrei soll bald ertönen, es ist das Freudengeschrei der geknechteten Völker unter dem geistlichen Despotismus; diesem Freudenruf widerstehen dann die Mauern Babylons nicht, sie müssen stürzen und mit ihnen die ganze Klerisei mit ihren Winkelzügen des Hasses und der Intoleranz.
Während dann über Schutt und Trümmern ein schmutziger Rauch emporsteigt, der für den Moment entfesselten Leidenschaften, glänzt im Westen ein Stern, und leuchtet das Glanzlicht der Liebe und Verzeihung für die Übriggebliebenen, welches Meinem Herannahen vorangehen wird. Bereitet euch vor, Meine lieben Kinder, Mich dann würdig zu empfangen, es ist der Vater, Der dann sichtbar Seine Kinder heimsuchen wird, und dann persönlich einem jeden die Krone des Duldens und Siegens nach hartem Kampf auf sein Haupt legen wird. Amen, Amen, Amen!


Quelle: „Der große Advent“, Neu-theosophische Schrift Nr.21, 4. Juni 1870

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