Gottfried Mayerhofer - Richtlinien für die Nachfolge - Gottfried Mayerhofer

Direkt zum Seiteninhalt
 Ein ernstes Wort für Alle
- Richtlinien für die Nachfolge Jesu -
 

Gestern bemühtest du dich, einem deiner Pfleglinge begreiflich zu machen wie Meine Worte aufgefasst werden sollten, wie selbe mit dem praktischen Leben zu verbinden wären, wie man lieben und wie man leben sollte, um für jeden, sei es Glücks- oder Unglücksfall, stets gerüstet zu sein, damit nie falsche Ansichten auch falsche Beurteilungen hervorrufen; und heute will Ich zu deinen Schützlingen reden, und will ihnen mit wenigen Worten sagen, wo sie eigentlich in Bezug auf geistige Erziehung stehen, und ihnen auch zeigen, wie weit die Meisten von dem rechten Weg abgewichen sind, weil ihr Hauptfehler stets gewesen ist, die weltlichen Interessen voran zu stellen, und den geistigen Verband mitunter nur so nebenbei zu betreiben, soweit es eben die oben angeführten Interessen nicht gefährdet.
Sieh, Mein Sohn, dich habe Ich auserkoren, eine kleine Schar von Menschen geistig zu erziehen, eben weil erstens dein eigenes Herz schon längst ein guter Boden zur Aufnahme meines Worts war, und zweitens weil du mit deinen Kenntnissen Mir ein brauchbares Werkzeug bist, um durch dich auch andere zu gewinnen. Du hast bis jetzt deine Schuldigkeit getan, soweit es deine eigene soziale Stellung und andere Verhältnis erlaubten, du hast den Samen ausgestreut; aber wie Ich einst in einem Gleichnis sagte, wird der Same teils auf gutes Erdreich, teils unter die Dornen, teils auf steinigten Boden fallen, und von den Vögeln aufgefressen und so den letztern wohl zum Nutzen sein, nicht aber die gehörige Frucht bringen.
So ist es auch bei deinem kleinen Häuflein, wenig gutes Erdreich finde Ich dort, wenige Gläubige sogar, und wenige, welche Mein Wort so aufnehmen wie Ich es dir in die Feder diktiere, oder wie alle ein Wort aus Meinem Mund aufnehmen sollten, welches als ein Geisteswort nur auch geistig aufgefasst werden muss. Noch immer ist die Sucht nach Neuem bei vielen vorherrschend, während doch das alles, was euch schon gegeben wurde, nicht für euch allein, sondern für tausend Generationen ausreichen wird, um zu zeigen, wie eure Bibel und besonders das Neue Testament Schätze verbirgt, die jetzt noch lange nicht ergründet sind, wovon Ich euch zeitweise Selbst Beweise gegeben habe, wie wenig ihr dessen Inhalt versteht oder fassen könnt.
So seid ihr stets nach Neuerem haschend, und trotz der Fülle von Aufklärungen von Mir, doch meist nur am alten Fleck stehen geblieben, klagt und seufzt, wenn es nicht nach euren Ideen geht, nicht wie ihr wollt, und habt noch nie weder geistig zu Mir beten gelernt, noch den seligen Genuss eines solchen wahren Erhebens zu Mir geistig gefühlt!
Ich will also heute wieder ein väterliches Mahnwort an euch ergehen lassen, und rufe euch, wie einst im Garten von Gethsemane, zu: Wacht und betet, auf dass ihr nicht in der Versuchung fallt!
Wacht will heißen, seid aufgeweckten Geistes, begreift einmal doch, dass die Welt sich nicht nach euch, sondern ihr euch nach der Welt richten müsst. Tut eure geistigen Augen auf um deutlicher zu sehen wie viele Gnaden Ich über euch ausgieße, wovon ihr bis jetzt nicht den geringsten Teil erkannt habt, da ihr stets über euer Schicksal, über eure Verhältnisse murrt, Mich und die Welt beschuldigt oder anklagt, während an dem Meisten ihr selbst Schuld seid, weil ihr immer den weltlichen Ansichten huldigt, und Meine Ideen, Seelen zu Meinen Kindern zu machen, noch nicht im Mindesten begriffen habt.
So ist die Lauheit im Glauben, im Vertrauen, im Gutestun bei euch zur Tagesordnung geworden, ihr seid mit Mir und glaubt an Meine Worte nur solang selbe keine Aufopferung fordern, sobald es aber heißt, richte nicht andere, sondern vorerst dich selbst, sobald es heiß, vergiss ob der materiellen Wünsche nicht deine geistige Mission; wenn du Mich und Meine Handlungen oder die der Menschen beurteilen sollst, da tauchen Zweifel über Zweifel auf, ein jeder glaubt es besser zu wissen, glaubt dieses oder jenes anders machen zu können, glaubt Richter über die Handlungen anderer sein zu dürfen, und überdenkt seine eigenen nicht.
Wo ist das Vertrauen auf Mich? Wo soll die Liebe zu Mir sich entfalten? Wo die Liebe zu dem unsichtbaren Vater, wenn ihr die sichtbaren Menschen als eure Nächsten noch nicht zu lieben versteht so wie Ich es euch predigte und durch Meinen eigenen Lebenswandel bewiesen habe, als Ich unter den Menschen in Menschengestalt wandelte, um eben durchs Beispiel zu zeigen, dass es nicht zu den Unmöglichkeiten gehört das auszuführen, was Ich den Erdbewohnern als Gesetz vorgeschrieben, sondern dass mit festem Willen es gelingt, wenn das geistige Verständnis da ist warum man lebt, und wie das Verhältnis des Menschen zu seinen Nächsten und zu seinem Schöpfer sein soll, wenn als ein flüchtiger Wanderer in körperlicher Hülle er sich vorbereiten soll, einst ein tüchtiges Werkzeug im Jenseits zu werden, wo statt kurzem Erden- ein ewiges Fortschrittsleben ihn erwartet.
Bittere Schläge werden noch manchen von euch treffen, aber nicht, weil Ich es will, obwohl Ich selbe zulassen muss, sondern die Bitterkeit hängt nur von dem ab, wie eben der Beteiligte die Welt und sein eigenes Schicksal beurteilt, wo je weltlicher seine Ideen sind, desto fühlbarer die Schläge werden, wovon er meistens selbst der Urheber ist, und am Resultate erst gewahren wird, welch falschen Meinungen und Ansichten er sich hingegeben hat, während der Vertrauensvolle stets den Blick zu Mir richten wird, und wie Ich eben sagte, die Unglücksfälle nur Prüfungen für ihn gewesen sind.
Wacht und betet, so rief Ich euch schon öfters zu! Wacht, dass nichts euch überrasche, und trachtet, dass euer ganzes Leben nur ein fortgesetztes Gebet werde! Dann  seid ihr stets bereit, jedem Unfall als geistige Kinder eines großen mächtigen Vaters zu begegnen, und zwar mit der Zuversicht und dem Vertrauen wie Er es verdient, und dann haben selbst die größten Verluste ihre Bitterkeit verloren, da ein Gebet zu Mir, ein Gebet im wahren Sinn noch nie jemand ungetröstet gelassen hat!
Ich sehe jetzt schon lang zu, wie so mancher in seine weltlichen Interessen stets sich mehr verwickelt, stets Dinge zu erreichen sucht, von denen er sich große Zufriedenheit verspricht. Ich sehe aber nebenbei auch im Voraus, wie diese Zufriedenheit selbst beim Erreichen des Gewünschten nicht erlangt werden wird.
Ich sehe, wie verkehrt die Ansichten und Ideen sind, und wenn dann Ich als voraussehender Gott eben in Meiner Barmherzigkeit das abwende, was Meinen Kindern nur zum Schaden gereichen kann und muss, dann werde Ich von Ihnen erst noch als ungerecht, als Rache-Gott angeklagt, wo der Ausruf dann vorkommt, auch nicht einmal dieses unschuldige Begehren hast du mir o Gott gewährt!
Armes Geschöpf, wie oft willst du deinen Meister, deinen Schöpfer bekritteln, wie blind bist du, und wenn Ich Sehender dich führe, damit du nicht fällst, so befreist du dich mit Zorn und Unmut davon, verlässt Meine Hand, glaubst allein besser zu gehen, fällst und klagst dann Mich an, dass Ich dich fallen ließ, und dass Ich die Schuld der Folgen des Falls sei!
Urteilt selbst, wie ungerecht, wie falsch oft dann die Reden sind welche Ich aus eurem Mund hören muss, und wäre Ich nicht der ewig liebende Vater, der, wie Ich Selbst einst sagte, alle Tage die Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen lässt, wie sollte Ich solchen Frevel an Meiner Größe und Weisheit bestrafen.
Und seht, Ich tu es nicht, erzürne Mich nicht, bemitleide euch Meine Kinder, die ihr von der euch gegebenen Freiheit so großen Missbrauch macht, und muss dann geduldig abwarten bis ihr von allen Irrwegen endlich müde, einen Sehnsuchtsstrahl in euren Herzen fühlt, der nach geistiger Kost, nach geistigem Frieden sucht, da die Welt nur zu oft allen Wünschen hohnlächelnd, das Entgegengesetzte gegeben, oder selbst die größten Glücksverhältnisse in Unglückstage und -jahre verwandelt hat.
Daher trachtet vorerst lieben und leben zu lernen, so wie Ich es lehrte und bewies, und wie Meine Kinder es ebenfalls nach ihren Kräften ausüben sollten.
Leben, so dass die geistige Herzenserziehung mit dem weltlichen Leben sich vereinen lässt, denn allein nur geistig zu leben geht in der Welt nicht; aber auch dem Kleinsten im menschlichen Leben geistiges Interesse abzugewinnen oder Geistiges hineinzulegen, dieses ist eure Aufgabe, wodurch ihr zeiget, dass ihr als Geister auch einer anderen Welt, einem anderen Reich angehört, wo euer Aufenthalt lange, aber auch euer eigenes Gebaren seliger sein kann wie hier während dieses kurzen irdischen Lebenswandels.
Ich gab euch viele Worte, in welchen das Leben nach allen möglichen Seiten beleuchtet wurde. Ich gab euch Worte, welche die Liebe als Liebe zum Nächsten und als die Liebe zu Mir euch genügend erklärten.
Ich gab euch Worte über Meine Schöpfung, sei es im Großen, sei es über einzelne Gegenstände derselben, wo Ich euch zeigte, wie die Liebe stets das Gleiche im kleinsten Sandkorn, im Tautropfen, im Grashalm oder im Infusionstierchen ist, und das nämliche Prinzip überall verfolge, welches in dem aus Millionen Meilen kommenden Lichtstrahl ebenso gut enthalten ist, und dort wo er ausging wie dort wo er auffällt, nur Liebe entfaltet und Liebe erwecken will.
Wer von euch – legt die Hand auf's Herz – wer von euch denkt beim Aufwachen vom nächtlichen Schlaf, beim ersten Lichtstrahl welcher sein Auge berührt, wer denkt da an Mich, wer fühlt die große Gnade, dass Ich ihn nicht im Schlaf aus dieser Welt abberufen, sondern ihm vergönnt habe, Mein Sonnenlicht wieder einzusaugen um neue Kräfte für die Tageszeit und für seine Berufsgeschäfte zu sammeln.
Wer von euch richtet in später Abendzeit den Blick an den über seinem Haupt ausgebreiteten Sternenhimmel und sieht dort Welten flimmern, die einst ihm näher gerückt, Seligkeiten und Wunder enthalten, wo jetzt das menschliche Herz zu schwach wäre, nur eines zu ertragen.
Wer von euch denkt bei solchem Anblick Meiner? Wer von euch ruft dann aus: Was bin ich, o Herr, dass Du meiner gedenkst!
Wer von euch, wenn er ein Wort von Mir vernommen hat, wer nimmt es so auf, wie Ich es gegeben, wer vertieft sich in selbes, widmet ihm einen größeren Zeitraum, als nur das Lesen oder Vorlesen benötigt. Ja, schön und herrlich findet ihr Meine Worte, aber deswegen habe Ich sie euch nicht gegeben, eure Bewunderung nützt Mir und euch nichts, sondern wie Ich einst sagte, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen, so sollten eben auch eure Taten den Beweis liefern, dass ihr nicht bloß eifrige Zuhörer, sondern Ausüber des Gesagten werden wollt.
Hierin ist die Saumseligkeit auf eurer Seite groß, und warum? Weil ihr euch wohl durch Meine Worte erwärmen lasst, aber nicht im Stande seid, diese geistige Wärme dauernd zu erhalten, und noch weniger selbe anderen mitzuteilen fähig seid.
Dessen befleißt euch! Denn seht, wer nichts weiß, von dem kann auch nichts gefordert werden. Wer nicht weiß was gut und recht ist, und sündigt dagegen, dem kann keine Verantwortlichkeit auferlegt werden. Erinnert euch, was Ich am Kreuze sprach: Verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Allein, wer weiß was recht ist, wer weiß, wie er geistig leben soll und doch dagegen handelt, der legt sich selbst die größte Last auf; und wenn dann missliche Umstände eintreten, wenn bittere Schicksale sich fühlen lassen, dann erwacht das längst stumm gemachte Gewissen und wirft dem Menschen vor, dass er obwohl er wusste, dass es nicht recht ist, doch gegen die großen moralischen Gesetze gefehlt hat, wo es dann keine Entschuldigungen gibt, und ein jeder sodann die Schuld sich selbst beimessen muss, und so ein Trost dann schwer zu erlangen ist.
Bedenkt also, was Ich euch hier sagen lasse; es helfen keine Ausflüchte, keine Ausreden.
Erforscht jeden Abend vor dem Schlafengehen euer Herz, ob ihr den moralischen Gesetzen Genüge geleistet habt, und wenn auch die Antwort selten zu euren Gunsten ausfallen wird, übergebt euch Mir, und legt euch zu Bett mit dem Vorsatz, am morgigen Tag zu verbessern, was heute versäumt wurde; und so stets an sich und dem eigenen Seelenheil arbeitend von Stufe zu Stufe gehend, wird euch der große Wendepunkt vom Körperlichen ins Geistige nicht unvorbereitet überraschen.
Dünkt euch nicht so sicher, denn ihr wisset nichts, seht nichts und könnt nichts beurteilen, wenn ihr nicht an Meiner Hand und unter Meiner Führung lebt; dort seid ihr geborgen! Wer aber auf eigenen Füßen gehen will, der wird bald erfahren, dass ohne Mich nichts, aber mit Mir nur alles zu erlangen ist, besonders wenn es nicht Meinen großen ewigen Gesetzen zuwiderläuft.
Überdenkt also wohl alle eure Pläne und Wünsche, welche ihr für euch und die Eurigen in eurer Phantasie anbaut.
Wisst, sobald ihr erseht, dass selbe nicht mit Meinen Gesetzen vereinbar sind, sobald weltliche Interessen dazwischen stecken, dann schreibt selbe in den Sand, oder überlasst deren Gelingen Mir; Ich werde die Herzen der Menschen wenden, leiten, es wird euch gereicht werden, was ihr erflehen oder wünschen möchtet, aber nur wenn Ich es für euch angemessen finden werde.
Dieses zur Richtschnur für euer künftiges Gebaren, damit ihr nicht Mich anklagt, wo die Schuld des Misslingens nur auf eurer Seite ist, weil ihr der Welt mehr als Mir ergeben wart. Amen.

Quelle: Lebenswinke, neu-theosophische Schrift No. 39, Kundgabe vom 2. Februar 1876.


 
Zurück zum Seiteninhalt