Worte zu Weihnachten oder
die geweihte Nacht
Ihr feiert in Kurzem das Geburts- oder Erinnerungsfest, an dem Ich begonnen habe, auf eurer Erde für euch und für die ganze Geisterwelt den letzten Stein dem Weltgebäude einzufügen, und so seinen materiellen und geistigen Fortbestand auf ewig zu sichern, denn vor Meiner Darniederkunft auf dieser Erde war noch immer eine große unübersteigliche Kluft in der Geisterwelt geblieben, welche jedes Weiterschreiten und die Annäherung an Mich verhinderte.
Schon bei Erschaffung des ersten Menschen der Erde wurde diese Meine Annäherung ersichtlich, denn dort ward schon beschlossen, dass eben ihr Bewohner dieses kleinen Planeten zu den größten Missionen aufgespart werden solltet. Dort und auch in der Folge, so oft Ich auf Erden erschien, war Mein Kommen immer nur ein Bedingtes, denn die Menschen, wollten sie sich Mir nahen um Meine Kinder zu werden, mussten selbst das Meiste tun, und auch den anderen lebenden Wesen in allen Erden und Sonnen war der Weg zu Mir, wenn nicht abgeschnitten, so doch sehr erschwert. Schon zu Adams Zeiten kam Ich zur Erde, lehrte und führte die Menschen, allein nach dem Sündenfall des Ersten blieb ihnen und ihren Nachkommen stets eine Lücke, sie konnten zwar sich Mir nähern, sich höher schwingen, aber zu dem, zu was Ich Meine einstigen Kinder erziehen wollte, zu dem konnten sie sich nicht erheben; sie konnten alle große Geister, aber nie „Meine Kinder“ werden. – Als nun die Zeit herankam, zu welcher auch schon ein Volk bestand, welches einen Glauben und eine Religion besaß, die am meisten Meiner für alle Geister und alle Welten bestimmten Lehre entsprach, da ward auch der letzte und größte Schritt von Meiner Seite getan, Ich, der Schöpfer aller Welt, erniedrigte Mich, so weit es einem Geist und, was noch mehr, Meinem Geist möglich war, um das Beispiel allen Geistern zu geben, und ihnen auch nebenbei die Grenze zu zeigen, wie weit auch sie gehen müssen, wollen sie Meine Kinder werden. Ich erniedrigte Mich, zog das irdische Kleid eines Erdenmenschen an, und machte, als Kind anfangend, das ganze irdische Leben durch, mit all seinen Schickungen, und krönte mit Meinem Tod Mein eigenes Werk der Demütigung und der Darstellung der eigentlichen moralischen Wahrheit, indem Ich allen Geistern in dem ganzen Schöpfungsraum zurief:
„Wer Mein Kind werden will, muss sich so erniedrigen können, wie Ich es Selbst getan habe, muss sich selbst so verleugnen und seine Leidenschaften und Begierden so beherrschen können, wie Ich es als Beispiel nun Allen zeigte!“
Diese letzte Periode also des ganzen Schöpfungbaus begann Ich Selbst mit Meiner sichtbaren Geburt, und vollendete oder beschloss selbe mit Meiner Auferstehung und Rückkehr in Mein Reich.
Den ersten Teil oder Anfang feiert ihr nächstens wieder, und zwar unter den Namen „Weihnachten“. Ja, es war nicht allein für euch auf dieser kleinen Erde, sondern für alle Geister bis zum größten Seraf und Cherub diese Nacht eine geweihte Nacht, denn Alle hatten die Augen dieser finsteren Erde zugewendet, erwartend die Ereignisse, die dort sich abwickeln würden, denn eine klare Voraussicht des Künftigen hatten sie nicht, sie wussten nur, dass Ich, ihr Herr und Schöpfer, dort den größten Akt Meiner Liebe und Gnade vollziehen würde, um ihnen die letzten Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit sie sich Mir stets mehr und mehr nähern können, denn bis dorthin waren sie eben geblieben, zu was Ich sie zuerst erschaffen hatte.
Mit Meiner Eingeburt in die menschliche Form war allen anderen Geistern der Weg des Fortschritts gezeigt: Nämlich nur durch eine eben solche Eingeburt und durch die Wanderung durch eine menschliche Lebensbahn auf der Erde war und ist es Allen möglich, Mir als Kind näher zu kommen. In allen anderen Verhältnissen bin Ich den Geistern gegenüber nur ihr, obwohl überguter, „großer Geist“; aber sonst nichts. Eine namenlose Ehrfurcht hielt sie alle von Mir fern, und eben gerade diejenigen, welche Mir am nächsten standen und Meine Allmacht „von Angesicht zu Angesicht“ schauen konnten, eben diese begriffen mehr als alle Anderen die große Kluft, die sie von Mir trennte. Cherubim und Serafim waren wohl um Meinen Thron versammelt, erfüllten stumm und ehrfurchtsvoll Meine Befehle, es war überall die größte Verehrung, aber keine Liebe, kein Zutrauen, sondern nur ein Staunen vor Meiner Weisheit und Macht, im Gegensatz zu ihrer vernichtenden Ohnmacht und ihrem gebundenen Willen.
Da trat also der letzte Schritt ein; Ich wollte kein Despot sein, Ich wollte nicht unbedingten Gehorsam, Ich wollte, dass Meine Geschöpfe ihrem Urheber klar und ohne Scheu ins Angesicht schauen sollten, Ich wollte keine Minister und stumme Diener, oder blinde Vollführer Meiner Wünsche und Gesetze, Ich wollte als ewig liebender Vater nur Kinder! Kinder, die ohne hindernde Furcht und Scheu sich an Meine Brust zu werfen getrauen, Mir liebend ins Auge blicken lernen, und keine Scheu vor Mir, als unendlichem Wesen, sondern nur Liebe für Mich als Vater haben sollten! –
Um ihnen diesen Weg zu zeigen, wie man solches erreichen kann, so wies Ich ihnen den kleinen finsteren Erdball und sagte zu ihnen: „Meine lieben Geschöpfe! Um euch zu erlösen von dem Zwang, den euch Meine unendliche Schöpfermacht auflegt, seht, dort auf jenem winzigen Staubkörnlein, das eine kleine Sonne umkreist, dort will Ich, der Größte in der Schöpfung, euch ein Beispiel der Demütigung geben, unter jenen kleinen Geschöpfen der kleinen Erde will Ich Mich gebären lassen, will dort alle die Mängel eines unmündigen Kindes, wie Ich selbe dort eingefügt habe, ertragen, will all Meine Macht verleugnen durch das Knaben- und Jünglingsalter, diese für euch winzige, jedoch für Mich dann lange Zeit der Demütigung durchmachen, will als reifer Mann dort Meine Lehre für alle Geschöpfe dieser kleinen Erde, sowie für alle Welten verkünden, und sogar, hört und erstaunt, will Mich wegen eben dieser Lehre von einem Volk dieser Erde schmählich töten lassen, und das alles, damit ihr seht und begreift, dass, um wirklich Mein Kind zu werden, ein jeder eben diese Schule durchmachen muss. Ein jeder Geist, der auf Meine Kindschaft Anspruch machen will, muss sich seiner Macht, seiner Größe, und selbst alles dessen, was er lieb hat und von Mir als Gnade empfing, alles dessen muss er im Stand sein sich zu entäußern, er muss, wie Ich, der Herr der Unendlichkeit, es euch Selbst zeigen werde, bis auf das letzte Atom seines geistigen Ichs sich zu demütigen wissen, und nur Derjenige, welcher Mir auf diese Art alles zurückgibt, nur der wird Mein Kind werden, und in Meinem Reich Alles sein! Dieses ist die Stufenreihe, welche ihr alle gehen müsst, ohne sie ist kein weiteres Fortschreiten möglich!“
Eben deswegen, wie euch Meine Geschichte erzählt, der großen Bedeutung wegen war bei Meiner Geburt alles stillstehend; Millionen von Engeln standen dort staunend über das ihnen nicht denkbare Beispiel, wie Ich als unmündiges Knäblein, und zwar unter solch armen, ja erbärmlichen Verhältnissen zur Welt kam; selbst die ganze tierische Natur eures Erdballs stand still und wusste nicht was hier geschah, sie ahnte nur ein Ereignis von großer Wichtigkeit, ohne begreifen zu können, was es wirklich wäre.
Also jene Nacht, wo Ich herunterstieg von Meinem für alle Wesen unerreichbaren Thron, Mich einkleidend in eine winzige geschöpfliche Form und den Mitmenschen sichtbar in die Welt trat, diese Nacht war eine geweihte, denn sie war die Nacht, wo Ich Meine Schöpfung einweihte, und ihr die Fesseln löste, welche selbe bis dahin gebunden hielt.
Feiert sie, Meine Kinder, als eine Nacht, wo soeben der größte Tag die Welt erblickte, wo Ich, das Licht des Universums, als Kindlein zu euch unmündigen Wesen kam, wo Ich aus Millionen von Welten diesen finsteren Winkel Meiner großen Schöpfung auserkor, um gerade dort, wo niemand es je ahnen konnte, den größten Triumph Meiner Macht an Mir Selbst vollführen zu lassen.
Ihr feiert diese Nacht mit dem Weihnachtsbaum, der mit kleinen Lichtern und Geschenken für die Kinder, d.h. für die minderschuldigen Wesen, behangen ist. Auch als Ich geboren wurde, funkelten Millionen von Sonnen als Lichter am großen Schöpfungsbaum der Unendlichkeit, und auch Ich hängte dort für die unschuldigen, sich noch nicht bewussten Geister des ganzen Universums das Geschenk der geistigen Freiheit auf, welches gemäß der Individualität eines jeden Geistes millionenfach verschieden sein konnte.
Ich ließ Mich als Menschenkind in jener Nacht ausgebären, und habe dadurch in jener Nacht auch die nahe bevorstehende Geburt oder Wiedergeburt eines unermesslichen Geisterreiches besiegelt. Ich gab Mich in irdische Fesseln gefangen, um alle Meine geistigen Schöpfungen vom geistigen Zwang zu befreien.
Bedenkt also, Meine lieben Kinder, in jener Nacht ward auch Ich ein Kind, ein unmündiges Kind dem Anschein nach, und gab Mich ganz den liebenden Sorgen Meiner Leibesmutter hin.
Mit diesem ersten Akt habe Ich auch euch, die ihr diesen Tag nicht mehr als unmündige Kinder feiert, von den geistigen Fesseln befreit, die euch seit dem Fall des ersten Menschen gefangen hielten, und habe euch die Bahn geöffnet, Meine Kinder ganz werden zu können; jedoch aber nur unter den nämlichen Bedingnissen, als Ich Selbst Kind geworden bin, das heißt mit Hintansetzung aller weltlichen Vorteile, und Verleugnung aller Begierden und Leidenschaften. Was den Geistern der anderen Welten als Ersatz gegeben wurde, als glückliche Zustände usw., deren Verzicht musste auch Hauptbedingung für euch selbst sein.
Bildlich pflanzt ihr eine junge Tanne als Baum in euer Zimmer, und behängt ihn mit Lichtern und Geschenken; auch Ich pflanzte euch einen Baum auf, den Lebensbaum Meiner göttlichen Wahrheiten.
Das Tannenreis hat statt der Blätter lauter Nadeln und Spitzen, vermittelst deren es das Elektrische im Licht und in der Luft aufsaugt, und es dann zu seinem Ich verwandelt.
Auch Mein Lebensbaum hat lauter saugende Werkzeuge, womit er das ganze Geisterreich in sich ziehen und alle lebenden Wesen, ja selbst das materielle Grobe in Geistiges, in sein eigenes Edle verwandeln will.
Am Weihnachtsbaum glänzen Hunderte von vielfarbigen Lichtlein und hängen Geschenke daran für die unschuldigen Kinderseelen, die noch nicht das Gift der Welt eingesogen, und ihre Wünsche noch nicht über diesen frommen Gebrauch erhoben haben.
Auch an Meinem Lebensbaum, der zugleich auch die ganze Schöpfung geistig durchdringt und umfasst, glänzen Millionen von Sonnen, und vielerlei sind die geistigen Geschenke, die Ich denen vorbehalten habe, die auch, wie die Kinder, Meine Freuden den Weltfreuden vorziehen werden; denn eben hier klingt der Spruch wieder am rechten Platz:
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in Mein Reich eingehen!“
Ja, wie die Kinder, welche sich am beleuchteten Baum ober Tannenreis und seinen Geschenken erfreuen, wie die Kinder, denen an jenem Abend das beleuchtete Zimmer eine Welt, ja ihre ganze Welt ist, so sollt auch ihr werden, mit einfältigem, kindlichem Gemüt Meine Lehre aufnehmen, an Meinen Geschenken und an Meinen Gaben Ersatz für alles Weltliche finden; dann wird auch Meine einstmalige Geburt in der geweihten Nacht den eigentlichen Wert für euch haben; ihr werdet, als Kindlein erlöst, selbst wieder Kinder werden, und zwar Kinder eures himmlischen Vaters, Der als „Menschensohn“ den Erlösungsakt einst vollbracht, und euch und allen Geistern der ganzen Schöpfung den Weg zu Seinem Herzen angebahnt hat!
Nehmt diese Worte wohl zu Herzen! Der einst an diesem Erinnerungstag, wo ihr es lest, unmündig als Kindlein in der Krippe lag, der Nämliche wird als Mann in Bälde wiederkommen, und von euch eine ähnliche Geburt wie die Seinige, eine Eingeburt ins Geisterreich (Wiedergeburt) verlangen! Dort lag Er einst als Kindlein da, und jetzt redet Er als euer Vater zu euch, nachdem Er, gerade durch jene Weihnacht euch zu Seinen Kindern weihte! Amen, Amen, Amen!
Quelle: Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling, Neu-theosophische Schrift Nr. 44, Kundgabe vom 13. Dezember 1870