KRANKHEIT UND HEILUNG
Zur Frage des Vegetarismus
Auf verschiedene Fragen zum Vegetarismus antwortet Jesus: Erstens, „eine gesunde Seele kann nur in einem gesunden Körper für ihr künftiges Leben ordnungsmäßig arbeiten.
Was das zweite anbelangt, ein hohes Alter zu erreichen und dabei, was sich von selbst versteht, seine intellektuellen Eigenschaften nicht zu verlieren, ist ebenfalls gut für Mich. Denn je länger ein Mensch lebt, desto mehr kann er hier auf Erden seine Seele für’s künftige Leben vorbereiten, was, würde er früher abberufen, er dort im Jenseits mit doppeltem Kraftaufwand tun müsste.
Der dritte Punkt, so wenig als möglich Bedürfnisse zu haben in Bezug der Nahrung etc. ist ebenfalls für Mich und Meine Lehre anwendbar, da durch Einschränkungen in den Lebensbedürfnissen jeder Mensch eben dadurch den weltlichen Genüssen entsagt, und leichter den Blick nach den geistigen Bedürfnissen richten kann.
Was aber den letzten Punkt betrifft, dass derjenige, der so einfach lebt wie es der Vegetarismus vorschreibt, nicht so vielen Versuchungen und Reizungen ausgesetzt ist als ein anderer Mensch, hat in Bezug auf das was Ich will, kein so großes Verdienst, so wenig wie die Redlichkeit eines eingesperrten Diebs. Denn wo keine Versuchung ist, ist kein Kampf; und wenn der tugendhaft bleibt, der keine Anregung zum Fallen erhält, so ist auch seine Seele nicht durch Widerstand gegen das Drängen der Leidenschaften gestärkt, sondern dieser Mensch bringt sein Kapital in die andere Welt mit als wie der, welcher statt Zinsen zu erwerben von seinem ihm anvertrauten Gut selbes lieber vergrub.
Mir ist lieber das Kind, das gekämpft, gelitten und geduldet, aber am Ende doch gesiegt hat, als wie ein anderes, welches alle Gelegenheiten scheute um in Versuchung zu geraten, wobei seine Kraft erprobt worden wäre, ob es auch Versuchungen widerstehen könne oder nicht.
Was im Ganzen diese frugale Lebenswege anbelangt [frugal bezeichnet die zwei Hauptbegriffe des vegetarischen Systems: mäßig und von Früchten und Körnern bereitete Kost], wo die jetzigen Menschen eigentlich die Urväter nachahmen wollen, so muss Ich nur bemerken, dass jene Menschen ganz andere Konstitutionen hatten, als das jetzt lebende Geschlecht, eine andere Lebensweise führten, die der eurigen gerade entgegengesetzt ist in Bezug auf in Häuser leben, in Betten schlafen, größeres Zusammenleben in Städten etc., nebenbei auch wenig oder gar keine angeerbten Fehler hatten wie in jetziger Zeit viele Menschen leider nicht durch eigenes Verschulden, sondern durch angeerbte Krankheiten. Dieses alles zusammengenommen will ich mit wenigen Worten sagen:
Wer sich an diese Art seinen Körper zu ernähren, und so vielen modernen Übeln ausgewichen ist, tut gut daran, wenn es seinem Körper nicht schadet, dabei zu bleiben. Nur muss er überall in Aussicht haben, sein geistiges Heil, was er durch diese Art zu leben leichter erreicht wie viele andere. Es wird ihm zwar nicht als Verdienst angerechnet werden, was ihm selbst keine Mühe kostete, aber Ich werde in anderer Hinsicht mehr von ihm fordern, da er vielen Kalamitäten ausgewichen, die andere mit Mühe bekämpften mussten.
Das Beispiel, welches dein Bruder angibt wegen Meines Lebenswandels auf Erden, da gelte ihm nur das Wort, dem Reinen ist alles rein.
Ich lebte mit Meinen Jüngern ebenso wie dort das ganze Volk, damit nicht einer oder der andere kommen könnte und sagen, ja, das ist leicht, fromm und tugendhaft leben, denn mit einer solchen Lebensweise (nämlich der vegetarischen) bekommt niemand Gelüste und Versuchungen.
Ich und Meine Apostel lebten wie alles Volk, und bekämpften alle Leidenschaften und Versuchungen trotzdem siegreich, die zur Prüfung und Stärkung unseres Geistes als Menschen uns auf unserem Lebensweg begegneten.
Hiermit wird also dein Bruder wohl mit dieser Erklärung zufrieden sein und sich das herausfinden können, was ihm eigentlich noch nicht in ganz hellem Licht erschien. Denn das kann er sich wohl vorstellen, dass Mir sonst ganz gleichgültig ist, mit was er sich seinen Magen vollfüllt, wenn es nur natürlicher Zwecke halber geschieht. Wenn es aber auf geistiger Unterlage beruht, bringt es auch geistige Früchte, und diese sind bei Mir nur allein in Anbetracht zu ziehen, das übrige ist alles null.
Dass Ich dieses, nämlich das Auftreten des Vegetarismus jetzt und vieles andere auf dieser Welt zulasse, und ja, sogar begünstige und befördere, hat seinen Grund in höheren Absichten, weil dadurch viele von Übermäßigkeit und ihre natürlichen Folgen gerettet werden, und dann dem sanften Säuseln Meines Liebewindes eher zugänglich sind.“
Quelle: „Kennzeichen unserer Zeit“, Neu-theosophische Schrift Nr. 43, Auszug aus der Kundgabe v. 4. September 1870
„Dein Bruder, welchem Ich vor Kurzem seine Zweifel über Vegetarismus aufgeklärt habe, hat sich bei der näheren Beleuchtung der ersten Frage an einigen Worten gestoßen, die ihn zu neuen Zweifeln aufregten, was Ich eigentlich durch diese, dort so gestellten Satz wollte, damit er sich gezwungen fühlt, auch des Letzten sich zu entäußern, was ihm noch von seinen früher eingesogenen Ideen anklebt, von denen er sich sonst nicht hätte losmachen können. Nachdem er also gefragt, so will Ich ihm auch antworten.
Das Erste was ihm auffiel, war, dass Ich den Hauptgrund der Vegetarianer wie er glaubt gänzlich mit Stillschweigen übergangen habe, nämlich der da heißt es sei unmoralisch, anderen Tieren ihr Leben zu rauben um sein eigenes zu fristen wenn es eben nicht gerade die Not erheischt. Was diesen ersten Punkt betrifft, so muss Ich, wie Ich es schon oft getan, mit einer anderen Frage antworten, und diese heißt: Was nennt ihr eigentlich moralisch, und was verstehe Ich unter dem Wort moralisch?
Hier treten sich zwei Urteile über ein und denselben Gegenstand gegenüber, wo ein jeder von seinem Standpunkt aus Recht hat; es handelt sich nur darum, welche von beiden Ansichten der anderen untergeordnet werden muss, oder ob nicht die eine aus der anderen nur hervorgegangen ist. Ihr Menschen, die ihr auf dieser Erde durch sittliche Gesetze und Meine Lehren, wenigstens der größte Teil von euch, mit Meinen Gesetzen der geistigen Würde bekannt geworden seid, ihr habt euch durch diese Gesetze auch ein Ideal der höchsten geistigen Potenz gebildet, welches, wie Ich Selbst predigte, und auch Meine ganze Schöpfung es lehrt, zeigt, dass Liebe Mein Hauptgrundgedanke ist, und alles, wenn auch noch so augenscheinlich entgegengesetzt, doch nur aus Liebe geschieht. Ihr habt auch den Grundsatz aufgestellt, dass die höchste Moral für die menschliche Natur diejenige sei, wo nur Liebe, wie beim Schöpfer alles Irdischen, auch bei euch in allen Handlungen nur der Hauptgrund sei. Deswegen setztet ihr, die ihr dem Vegetarismus anhängt, den ersten Satz als Grundprinzip auf, es ist der geistigen Natur eines frei denkenden Menschen unziemend, Tieren, denen der Schöpfer das Leben, das Gefühl für Freude und Schmerz, und vielleicht auch noch andere Bestimmung gegeben hat, für euch als letztem Glied der Schöpfung auf diesem Erdball, bloß um als Nahrung zu dienen, das Leben zu nehmen. Eure folgerechte Urteilsweise hat ihren guten und geistigen Grund, und es ist eben dieser Grund der einzige eures Vegetarianismus, der euch bis jetzt, ohne Kenntnis Meines durch Meine Knechte gegebenen Evangeliums, als höher stehende, Mir sich annähernde Wesen, vor anderen ausgezeichnet hat, denn bloß dem körperlichen Wohl zu Liebe hat der Vegetarianismus zwar auch seine Vorteile, die Ich im vorhergehenden Diktat entwickelte, aber als geistige Annäherungsmittel zu Mir diese Richtung auffassend, gelangt der Vegetarier oder der Anhänger dieser blutlosen Lebensweise erst zu dieser Stufe, wo alles hingehört, was man in Meinem Namen und Meiner Lehre zuliebe tut.
Also das Wort moralisch oder sittliches Gesetz glaubt ihr, verbietet euch, Tiere zu töten um selbe als Nahrung zu benutzen. Jetzt will Ich euch fragen, wenn ihr Mich von eurem Standpunkt aus betrachtet, was verdiene denn Ich für einen Titel, Der Ich den Mord und das Aufzehren des einen Tieres durch das andere bei den meisten als erstes Lebensprinzip aufgestellt habe, und Ich doch der Vater voll Liebe, Geduld und Demut sein will.
Betrachtet Meine euch bekannte Schöpfung, wie geht es da zu? Den ganzen Tag denkt manches Tier nichts anderes als Mord, manche sogar haben noch die Eigenschaft, dass sie die zu ihrer Nahrung bestimmten niederen Tiere nicht gleich aufzehren, sondern sie vorher noch quälen oder sie eines langsamen Todes sterben lassen; schaut die Katze, die Spinne, die Raubvögel und so viele andere Tiere an. Und hinter diesem allem sollte nur Liebe stecken? Ja, von eurem Gesichtspunkt aus betrachtet, ist da ganz wenig Liebe, und von Mitleidsgefühl gar keine Rede. Seht eine Riesenschlange an, wie sie das unschuldige Tier, welches sie zu ihrer Nahrung bestimmt hat, mit ihren festen Leibesringen umklammert, ihm alle seine Knochen zerquetscht und dann langsam das ganze Tier mit Geifer überzieht und in ihren Rachen hinunterwürgt, wahrlich, wer solch einem Akt der notwendigen Fütterung dieses Tieres zusehen musste, der konnte sich einen allbarmherzigen und allliebenden Gott nicht vorstellen, denn bei diesem Akt, wo das Mitgefühl euer Herz bewegt, und ihr mit Abscheu und Trauer euer Herz wegwendet, müsste Ich als Gott und liebender Vater weit hinter den zarten Impulsen eures Herzens zurückbleiben. In manchem von euch würde der Ruf des Herzens ertönen, warum, o Vater solch grausames Spiel in Deiner Natur, wo alles Liebe atmet, und doch neben den sanftesten und schönsten Gefühlen, die tief das menschliche Herz beim Anblick all Deiner Wunder beschleichen und es zur Milde und Liebe stimmen, warum dazwischen solche Misstöne, solch grausame Zerstörung, und solche Gräuelszenen.
Ja, Meine Kinder, ihr habt Recht. Hättet ihr, besonders als Vegetarier, diese Erde gemacht, ihr hättet wohl alles anders eingerichtet als Ich, d.h. ihr hättet alles nach eurem menschlichen Wissen, und nicht nach geistig höher stehenden Gesetzen geordnet, welche ihr vorderhand nicht kennt und auch nicht begreifen könnt, denn dazu gehört nebst Meiner Zulassung zur höheren Einsicht auch noch eine große, hohe Geistesstufe, auf der als Menschen ihr noch lange nicht seid.
Und doch, seht, soweit Ich es euch begreiflich machen kann, sage Ich euch, und doch steckt hinter diesem grausamen Gemetzel in der ganzen Natur der Engel des Friedens, der auch dem gequälten Tier zur rechten Zeit eine Gefühllosigkeit gibt, wo ihr vor seinen Zuckungen zurückbebt, da fühlt selbes nichts mehr, und nur die elementare Scheidung geht vor sich, wo gewisse Substanzen seines Ichs durch Gewaltmittel ausgeschieden werden müssen, die dem anderen Tier, welches sich das niedere als Nahrung aneignen will, schädlich, und seinem Ringen nach einer höheren Stufe hinderlich wären.
Was wollet ihr Besseres als Beispiel, als wenn Ich euch euer menschliches Treiben vor Augen führe, ist es dort etwa anders als in der Tierwelt? Lebt da nicht einer vom Leben anderer, ja oft vieler? Zerrüttet nicht, wie eben jetzt, ein ehrgeiziger ruhmsüchtiger Herrscher Tausende von Lebensverhältnissen, bringt Trauer und Schmerz überall hin; und doch seht, Ich, als Vater, der Vater der Liebe, lasse dieses Morden und Schlachten zu, lasse auf Trümmerhaufen von eingeäscherten Städten und Dörfern den ruhmgekrönten Sieger stolz einher ziehen wie ein Gott sich wähnend, und hinter dieser, jedes Menschenherz empörenden Zerstörung und Verwüstung so vieler Materie blüht die Blume des geistigen Friedens, leuchtet die Sonne des geistigen Lichts. Tag wird es einst werden, wo es zuvor trüb über den Gemütern lag, und statt als Plagen verschriene Unglücke werden die überstandenen Trübsale Läuterungsmittel für das geistige Wohl der Menschen und Völker sein.
So geht es auch im Tierreich, schwingt euch hinauf, Meine Kinder, über euer weltliches Denken, erhebt euch bis zu Mir, und ihr werdet sehen, dass eure moralischen Grundsätze – diese sehr schön und ehrenswert für Menschen vom menschlichen Standpunkt aus sind und die Ich Selbst in euch ehre, da sie beweisen, wie sehr ihr das Materielle abstreifen wollt – in Meinen Liebesgesetzen fußen.
Fahrt fort eurer Würde treu zu bleiben, wenn es euch auch Abscheu macht Tiere zu töten um sie zu verzehren, so hindert das nicht, dass ihr deswegen doch begreifen könnt, dass nach geistiger Ansicht das Töten nicht geboten, sondern nur erlaubt ist.
Ich Selbst habe während Meines Erdenwandels die Menschen gelehrt, wie sie das eine oder andere Tier zur menschlichen Speise zubereiten können. Ich Selbst habe getötete Tiere gegessen; allein, bei allem dem zeigt es den Menschen nur in dieser Hinsicht, wenn andere Nahrungsmittel fehlen, dass die nämlichen Elemente, welche die menschliche Seele zum Aufbau ihres Körpers braucht, auch in den Tieren, und nicht nur allein in den Früchten und Körnern bringenden Gewächsen und Grasarten (Getreide) enthalten sind.
Ein anderer Grund aber, der noch tiefer liegt als ihr es vielleicht ahnt, warum das Fleischessen nicht gerade notwendig, auch sogar vermieden werden kann, liegt teils in den klimatischen Verhältnissen; in den heißen Ländern geht bei der Verdauung ein ganz anderer Prozess vor sich als in kalten und feuchten Ländern.
Neben diesem Grund liegt noch ein anderer und weit tieferer in der Enthaltung von Fleischspeisen, und namentlich des Bluts der Tiere, den schon Moses erkannte, und seinem Volk das Verzehren des Bluts der Tiere unter jeder Form verbot; dieser Grund ist, weil nämlich eine jede Todesart ein gewaltsamer Eingriff in das von Mir organisierte Leben eines Tiers ist, so geschieht bei diesem Akt eine Zersetzung einer Menge Spezifika, die beim ruhigen Leben des Tieres gebunden im Körper und Blut desselben schadlos schliefen.
Durch den gewaltsamen Tod wird das Blut wie auch das Fleisch des Tiers verändert; es gehen Prozesse vor, die dann teilweise durch den Läuterungsprozess des Feuers beim Kochen und Braten aufgehoben, aber nie ganz vertilgt werden, wodurch der menschliche Körper, wenn nicht gleich, doch in der Folge gewisse auftauchende Krankheiten solcher Nahrung zu danken hat, besonders bei Tieren, welche, wie die wilden, durch Jagen und Ängsten in einer außerordentlichen Aufregung ihr Leben aushauchen mussten.
Ein noch tieferen Grund in Bezug auf das Fleischessen liegt darin, dass die Tiere in ihrer Art ebenfalls verschiedenartig in der Gemütsart in ihrer eigenen Gattung sind wie die Menschen, denn es gibt friedliche und boshafte, streitsüchtige und gutmütige Tiere. Dass das Fleisch des einen von dem des anderen ebenfalls himmelweit unterschieden sein muss, versteht sich von selbst.
Wer also des Fleischessens sich enthalten kann oder dasselbe nur so mäßig als möglich gebraucht, entzieht sich auf diese Art einer Menge von Spezifika oder geistiger Elemente, die ein anderer gedankenlos in seinen Magen schiebt; aber was sein Geistiges betrifft, gewinnt er nur so viel, dass der eine einen gesunden Körper seiner Seele darbietet, während der andere leichter von Krankheiten und Übelständen geplagt ist, deren Grund er sich nicht zu entziffern weiß.
Euer moralischer Grundsatz, wie ihr selben nennt, beschränkt sich daher auf folgende Erklärung, dass, wenn ihr durchdrungen seid von dem schönen Geist des Mitleids und wollt einem Tier nicht das Leben nehmen bloß um sein Fleisch in euer eigenes zu verkehren, so tut ihr gut daran, denn von allem was der Mensch als geistiges Wesen überzeugt ist, soll er nicht das Gegenteil tun, weil solches nur schädlich auf ihn einwirken kann; dass aber das Fleischessen nun so ganz verboten und aus den Nahrungsmitteln des Menschen verbannt werde, ist deswegen nicht nötig; wenn Ich solches gewollt, so hätte Ich nur eure körperliche Konstitution so einrichten können, dass ihr, wie z.B. der Ochs, der Esel, das Pferd, nichts anderes vertragen könntet als nur Gras und Kräuter oder Vegetabilien oder Früchte allein; da Ich aber den Menschen zum Herrn der Welt machte, so gab Ich ihm auch einen Körper, welcher ihn dazu geeignet machte, in allen Klimaten und von allen Produkten leben zu können.
Dass, wie es sich von selbst versteht, das Zuviel schädlich ist, so hat der Mensch auch neben der Fakultät, alles zu genießen, seinen Verstand erhalten, um das rechte Maß und Ziel in dieser Hinsicht zu bewahren. Ich gab ihm die Mittel und die Befähigung, aber Ich wollte nebenbei auch den Grund legen, seine Gelüste und Begierden zu bekämpfen, und nicht den Magen als seinen Gott zu erklären. Dieses einzige Bekämpfen, welches geistig Mir das Erste ist, liegt als Grundprinzip in eurem Vegetarismus, es stärkt eure Seele durch Kampf, erhält euren Leib bei mäßiger Kost gesund, damit er so als tüchtiges Werkzeug der Seele diene. Das, was euch Gelehrte und Naturforscher einwerfen, dass eure Lebensart auf eure Nachkommen, wenn nicht schon auf euch selbst einen schädlichen Einfluss habe etc., lasst diese Einwürfe der so genannten Gelehrten nur ruhig liegen, was die Gelehrten nicht wissen, das weiß Ich besser, und seid versichert, wenn ein Mensch, Mir zuliebe und nicht wegen seinem Körper ein mäßiges Leben führt, bei dem er gesund und kräftig geblieben ist, so möge er ruhig sein.
Wer etwas getan, oder wer gelebt hat, um Mir näher zu kommen, den werde Ich nicht strafen, weder bei seinem Leibesleben noch in seinen Kindern oder Kindeskindern.
Als Ich im vorhergehenden Diktat sagte, dass, wer sich an den Vegetarismus gewöhnt hat, soll bei selbem bleiben solange es seiner Gesundheit nicht schadet, so meinte Ich damit, dass ein jeder wohlweislich aufmerksam sein soll, sobald sich seine Natur der einen oder anderen frugalen Speise widersetzt, er dann nicht hartnäckig bei dem früher eingeschlagenen Weg verbleibe, sondern dass er an der strengen Festhaltung nachlasse, wo Strenge nur Schaden bringen würde, denn ihr müsst ja nur bedenken, dass im vorgeschrittenen Alter die Krankheiten, ja selbst der Tod, nicht bloß von den eingenommenen Nahrungsmitteln sondern auch von der eingetretenen Unbrauchbarkeit der Organe hergeleitet werden kann.
Wenn also die Verdauungsorgane dergestalt abgenutzt und schwach geworden sind, dass sie reizendere Mittel brauchen, so muss man von den früheren Gewohnheiten dasjenige weglassen was am meisten schaden könnte, und es durch andere Mittel, wie vielleicht gerade durch Fleisch essen oder statt Wasser Wein trinken, ersetzen, um seinen Nerven wieder die Spannung und dem Körper seine Elastizität wieder zu geben, dass er der Seele als rechtes Werkzeug diene bis zum letzten Atemzug.
Ich warne euch alle vor Pedanterie! Nichts auf dieser Erde ist stets gut und nichts stets schlecht.
Seht, wie Ich die Welt regiere, aus dem Schlechten ziehe Ich das Gute, und aus dem Guten lasse Ich das Schlechte hervorgehen, dass so wieder, euch zur Schule, als Gutes euch um eine Stufe höher bringt. Deswegen müsst auch ihr nicht fanatisch an eingesogenen Maximen eines oder des anderen Verteidigers eures Vegetarismus festhalten, ihr müsst euch den Umständen, den Klimaten und sozialen Verhältnissen unterordnen.
Haltet euch stets an den Mittelweg. Auch des Guten zu viel getan ist am Ende schlecht. Gebraucht euren Verstand zur Leitung und Erhaltung eures Körpers, und euer Herz zur Besserung eurer Seele und zur womöglichen Bereinigung eures Geistes mit ihr. Was ihr in Meinem Namen und wegen Mir tut, wird euch nie schaden, sondern nur Segen bringen, dessen mögt ihr auch versichert sein.
So glaube Ich euch nun den Standpunkt gezeigt zu haben, auf den ihr euch stellend, Mich, Meine Schöpfung und euren Vegetarismus beurteilen sollt. Überdenkt das Mitgeteilte wohl und handelt stets nach Meinen geistigen und nicht nach euren weltlichen Ansichten, und Mein Segen wird euch nie ausbleiben. Amen. Amen. Amen.“
Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kundgabe v. 12. September 1870
„Voreinst hast du die Frage gestellt, werden wohl die Menschen einst alle den Vegetarismus annehmen, und alle so leben wie die Urväter gelebt haben? Auf diese Frage sage Ich dir, wenn der Vegetarismus auch einmal im Geistigen geübt und eingesehen wird, dann wird der andere, dem du schon lange huldigst, wohl nachkommen.
Ich will dir aber den Vegetarismus im Geistigen vorerst erklären und dich fragen, wo du, und ob du viele Anhänger davon weißt.
Sieh, der geistige Vegetarismus beschränkt sich wie der materielle nur auf diese Nahrung, die dem Geistmenschen oder seiner Seele am angemessensten und heilsamsten ist.
Sieh alle Religionssekten an, wie viel unnützes Zeug verzehren sie noch geistig, dass, um zu Mir den Weg zu finden, alles nicht nötig, und ebendeswegen dem geistigen Organismus der Seele nur schaden kann wie es dem Körper schadet, wenn er sich Dinge zur Nahrung gewählt hat, die seiner Organisation zuwider sind.
Im natürlichen oder materiellen Vegetarismus vermeidet ihr alle Fleischspeisen als von Tieren genommen, die wegen euch das Leben verlieren mussten um euren Gaumen auf die kurze Zeit, wo selbe im Mund sich befinden, zu ergötzen und zu kitzeln. Ihr vermeidet alle sauren und gesalzenen Alimente als nicht für die menschliche Natur passend, weil sie meistens Speisen sind, wo die Verwesung künstlich aufgehalten wurde, die dem Gaumen zwar schmecken und reizen, aber doch kein Leben mehr in sich haben und auch keines geben können, ihr verschmäht sogar das vom gebeutelten Korn gebackene Brot weil ihr annehmt, dass von selbem die besseren Elemente entfernt wurden, und verzehrt lieber das Brot aus reinem Korn verfertigt ohne den Reiz der Gärung und den Sauerteig, letzteres ebenfalls wieder ein Todesgebräu. Ihr trinkt keinen Wein, bleibt beim Wasser, weil der Wein das Blut aufregt, und nicht die guten, sondern die schlechten Gelüste befördert. Dieses alles tut ihr und noch mehr, um einen gesunden Leib zu erhalten, und auch, weil ihr glaubt, diese Art zu leben, nämlich nicht auf Schaden anderer Kreaturen, sei dem geistig-menschlichen Organismus und euch als Menschen, mehr angemessen und würdig.
Nun, wollen wir auf diese Art den geistigen Vegetarismus ebenso durchgehen und sehen, was die meisten Menschen eigentlich in dieser Hinsicht tun, und was sie tun sollten.
Sieh, der geistige Vegetarismus wäre eigentlich nichts anderes als meine zwei großen Liebegebote sich tief ins Herz einzuprägen, danach zu leben, und so für seine Seele die größtmögliche Gesundheit zu erlangen.
Was tun aber die Menschen? In den meisten Religionszeremonien stecken ebenso viele Fleischspeisen, Gesalzenes und saure, geistige Elemente darin, dass diejenigen, welche dem Kultus allein huldigen, und mit Ausübung dessen allein glauben es mit Mir abgemacht zu haben, ebenso viel Schlechtes in ihr geistiges Blut hineinbringen wie diejenigen materiellen Menschen, die nur Feinschmecker geworden sind und gewöhnliche Speisen ihnen nicht mehr munden, durch pikante Reizmittel ihr materielles Blut verschlechtern.
Dahin gehören hauptsächlich die Zeremonien der christlich-katholischen Religion, wo die Priester nicht genug wissen Glänzendes und Prunkendes auf-zutreiben, um den Kirchenläufern ja recht viel Sand in die Augen zu streuen.
Die Protestanten haben zwar viel, ja beinahe alles dieses Überflüssige entfernt, und doch sind sie noch immer beim Sauren, Gesalzenen und Verwesten geblieben. Sie haben die Musik für ihre Psalmen beibehalten, welche letztere ebenfalls so nichts denkend und gleichgültig herunter gesungen werden wie die Gebete der katholischen Kirche herunter geplappert von der Masse. Sie halten sich an die Bibel, aber an was darin? An die äußere Rinde, da nagen sie, forschen sie, und wollen anderen erklären was sie selbst nicht wissen, denn in der Rinde ist wenig Leben, sie ist nur das äußerste Kleid, das stets sich erneuert und stets verwest, und vom Kern des eigentlichen Lebens am weitesten entfernt ist. Auch sie sind noch keine (geistigen) Vegetarier, sie möchten es wohl sein, aber noch hat kein Licht ein hohes Kirchenoberhaupt erleuchtet und ihnen den Weg zum Kern gezeigt. So lebt der größte Teil der Menschen noch immer der Form, dem Äußeren zuliebe, geistig fort.
So lange also nicht der Drang in ihnen erwacht oder wenigstens in vielen, alles Zeremonielle wegzulassen und nur Religio zu treiben wie Ich es in den Evangelien Selbst niedergelegt habe als ich sagte, wer Mich lieben und anbeten will, muss Mich im Geist und in der Wahrheit lieben und anbeten, denn Ich bin ein Geist. Solange dieser Drang des geistigen Vegetarismus nicht erwacht, solange die Menschen nicht daran denken, was denn eigentlich die wahre Seelenkost sei, und dann, haben sie selbe gefunden, ihr gemäß auch leben wollen, so lange wird der materielle Vegetarismus nicht Anklang finden, wenigstens nicht in dem Sinn wie Ich ihn meine, denn die jetzigen Vegetarier, ja die meisten haben auch nicht ihrer Seele sondern ihrem Körper alles Augenmerk zugekehrt.
Geistig muss vorerst Mein Brot (Wort) rein, wie Ich es gebe, angenommen werden, ohne Zugabe, ohne Sauerteig, gewürzt mit dem Wasser Meiner Barmliebe; dann wird der materielle Vegetarismus leicht folgen, denn die Menschen werden bald erkennen, dass die jetzt so hochgeschätzte Küche nur die zweite Apotheke ist, wo nicht Lebenssubstanzen gebraut, sondern nur, wie in den Apotheken, Gifte mit einer leicht annehmbaren Überkleidung dem kranken Menschen dargereicht werden, um ihm eine Stunde früher den Weg in die andere Welt zu erleichtern. Hier, Mein Sohn, hast du die Erklärung in Betreff deiner Zweifel im Vegetarismus.“
Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kundgabe v. 21. Januar 1871