Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
14.
Am zweiten Fastensonntag

Die Verklärung Jesu
Matthäus 17, 1-13: Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. Da er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand denn Jesum allein. Und da sie vom Berg herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen bis das des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor kommen? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen. Doch ich sage euch: Es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt sondern haben an ihm getan was sie wollten. So wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.


Empfangen am 25. Januar 1872

Die Bedeutung der Verklärung in jener Zeit

Hier habt ihr wieder einen einfachen Akt aus Meinem irdischen Lebenswandel, der Tiefes und Himmlisches in sich birgt, der für euch wie für die ganze Menschheit ein Ereignis von Bedeutung ist wie er es auch damals für Meine Mich begleitenden Jünger war und auch in seiner geistigen Entsprechung von großer Tragweite für die Zukunft sein wird, der ihr nun entgegengeht.
Wir wollen nun vorerst diesen Akt in seiner hohen Einfachheit betrachten und klarlegen was er in jener Zeit überhaupt und was er für Meine Jünger insbesondere für eine Bedeutung hatte, und dann erst auf seine große geistige Entsprechung übergehen und beleuchten, wie, wann und wo er in jetziger Zeit sich wiederholen, und dann als Glied der Kette zum ganzen Wiederherstellungswerk eben jetzt so wirken wird wie dort auf Meine drei Mich begleitenden Jünger und auf ihre fernere Lebensweise und ihre Handlungen.
Das Evangelium sagt: Ich nahm Meine Jünger Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen Berg und dort sahen sie Mich verklärt, d.h. mit ihren geistigen Augen als Denjenigen Der Ich eigentlich bin, war und sein werde.
Sie sahen Mich als einen hohen Geist im weißen Gewand, das der Wahrheit entspricht, das Gesicht leuchtend wie die Sonne, d.h. vor Liebe strahlend, vor ihnen. Sie sahen ferner zwei mächtigen Stützen Meines Lehrgebäudes, die Meine Vorläufer und Wegbereiter waren und am meisten beigetragen hatten Mir Mein Werk zu erleichtern, nämlich Moses und Elias, mit denen Ich redete, und hörten aus einer Wolke eine Stimme, die die gleichen Worte sprach die früher bei Meiner Taufe im Jordan ertönten: Dieser ist Mein lieber Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe, Den sollt ihr hören!
Dieses Gesicht, das die drei Jünger hatten, sollte ihnen ihre eigene Bestimmung zeigen; denn Petrus, den Ich einen Fels nannte, auf den Ich Meine Kirche bauen wollte, hatte eine ähnliche Aufgabe wie einst Moses, der das jüdische Volk für Mein Kommen vorbereitete indem er ihm Gesetze und Verhaltensregeln gab, die eben gerade das Judenvolk leichter als jedes andere aufzunehmen befähigt war, eben als das auserwählte Volk, in dessen Mitte Ich Meine Niederkunft auf der Erde beschlossen hatte.
Und Johannes, Mein Liebling, war bestimmt, durch sein besonderes Wirken während seines langen Lebens sowie durch sein Evangelium ein Zeugnis von Mir nach Meinem Leibestod zu geben wie es Elias nach seiner nochmaligen Einkleidung in menschlicher Form als Johannes der Täufer oder Vorläufer von Mir getan hat.
Auch war Mein Lieblingsjünger Johannes dazu berufen, durch seine gegen das Ende seines Lebens erhaltene Offenbarung der Welt ihren geistigen Gang bis zu ihrer Läuterung zu zeigen; desgleichen, dass die moralischen und physischen Gesetze, die Ich in Meine Schöpfung gelegt habe wohl beachtet werden müssen und nicht mit Füßen getreten werden dürfen.
Dem Moses und Elias wurde in ihrem geistigen Zustand und Meinen drei Jüngern im körperlichen die Gnade zuteil Mich in Meiner ganzen Herrlichkeit zu schauen und Mich als Den zu erkennen, für Dessen großes geistiges Reich die ersteren die Vorkämpfer waren und die letzteren die Nachkämpfer sein sollten.
Sie sahen Mich in jener Glorie, die ein menschliches Herz in irdischer Hülle nur auf wenige Augenblicke ertragen kann; und eben diese noch nie empfundene Seligkeit und Wonne veranlasste Petrus auszurufen: Herr, hier ist gut sein, willst Du, so wollen wir hier drei Hütten machen!
Solche lichten Momente der Begeisterung im menschlichen Leben sollen den Menschen nur als Wecker, Aneiferer und Stärker dienen wenn irgendeine Gefahr droht oder Wankelmut das Herz beschleicht und sind gewöhnlich von kurzer Dauer, und so war es auch hier.
Damit aber dieses Gesicht von nachdauernder Wirkung in ihrer Erinnerung bliebe, so erscholl aus einer lichten Wolke als geistiger Ausfluss Meiner Person eine Stimme, die ihnen Meine Göttlichkeit bezeugte und ihnen anriet besonders auf Mein Wort zu achten und dasselbe in ihr Herz aufzunehmen, damit aus ihnen einst des Lebens grünender Baum erwachse, der unter seiner erquickenden, Schatten spendenden Krone die ganze Menschheit versammeln soll, wo selbige Schutz suchen und finden wird für alle Leiden und Unbilden des Lebens.
Dass Ich den Jüngern auftrug von diesem Ereignis zu schweigen bis Ich Mein Lehrgebäude mit Meiner Auferstehung gekrönt habe werde, hatte darin seinen Grund weil die anderen Jünger an diesem Gesicht gezweifelt oder selbes nicht verstanden hätten da auch Meine Jünger nicht alle gleiche Fassungsgabe besaßen.
Dies war also der eigentliche Hergang jenes feierlichen Aktes zur damaligen Zeit, der sich nun auch in der Jetztzeit wiederholt.


Die Verklärung der Menschheit durch das Licht der Wahrheit

Was in jener Zeit Moses war, der das jüdische Volk für Meine Lehre vorbereitete, das war später Petrus als Begründer der christliche Kirche, und es werden für die Jetztzeit oder Mein zweites, geistiges Kommen wieder andere Männer sein; und was einst Elias in der Person Johannes des Täufers war, das war später Johannes der Liebe-Apostel, und ist in dieser Zeit die Schaar der Männer gewesen und ist es noch, die die von Petrus begründete Kirche reinigen und läutern, damit selbe den eigentlichen geistigen Wert nicht ganz einbüße.
Wie das jüdische Volk zu Meiner Zeit durch ihre Pharisäer und Schriftgelehrten irregeführt wurde so geschieht es auch heute, dass das Volk von den Priestern statt in Meine reine Lehre zu einem leeren Zeremoniendienst geführt wird.
Der Geist Meines doch so einfachen Evangeliums wird nicht verstanden und man sucht, wenn es schon gut geht, höchstens den Buchstaben desselben zu erfüllen.
Es müssen demnach wieder Männer auftreten die das was die Kirche heutzutage lehrt, prüfen, und diese Kirchenlehre auf ihre erste Grundlage, auf Meine eigenen Worte zurückführen sollen.
Wenn diese zu diesem Zweck berufenen Männer auch nicht gleich siegen und die ganze Menschheit überzeugen werden, was ja auch nicht Meinen Jüngern gelang, so sind sie doch bestimmt den Samen auszustreuen. Ob dieser überall auf guten Boden fällt oder auch auf Wege, Felsen oder zwischen Gestrüpp, so hat das nichts zur Sache; die dem guten Boden entsprossene Saat wird das Verlorengegangene wohl ersetzen.
Wie Ich damals die Jünger mit Mir auf eine Bergeshöhe nahm und ihnen dort einen Vorgeschmack dessen gab was ihrer wartete wenn sie bei Mir treu ausharren, so geschieht es auch heute noch; Ich führe auch heute so manchen Mir Ergebenen, wenn er im einsamen Kämmerlein oder bei nächtlicher Stille sich Mir hingibt, weit über die irdische Welt hinauf und zeige ihm gleich einer großen Fernsicht die glorreiche Zukunft die ihn erwartet wenn er Mir und Meiner Lehre treu bleibt; ja, Ich lasse sogar manchen dann die ganze Wonne Meines mächtigen Einflusses auf sein Herz fühlen und zeige ihm der höchsten Wahrheit Schimmer im rosigen Licht der Liebe, und gebe ihm so in herrlicher Verklärung Mein eigenes Ich kund, ausgedrückt durch eine Seligkeit die nicht hier im Körper sondern nur in den höheren Sphären im geistigen Zustand ertragen werden kann.
Moses baute in dem durch Meinen Einfluss dem jüdischen Volk gegebenen Gesetze die ewig nie umzustoßenden Grundsätze der jüdischen Religion auf die Idee, dass es nur Einen Gott gibt, und eben dieser Grundsatz machte das jüdische Volk geeignet für Meine Menschwerdung und Mein Auftreten unter ihnen, denn da in jener Zeit überall Vielgötterei herrschte, so wäre es bei Meinem etwaigen Erscheinen unter einem anderen Volk unmöglich gewesen, alle Götter auf einmal zu entfernen und einen einzigen dafür aufzustellen.
Bei den Juden hatte das keine Schwierigkeiten mehr weil bei ihnen die Ein-Gott-Idee schon bestand.
Moses war also ein Vorarbeiter in Meinem Weinberg, der die Erde in selbem umgrub und die Reben pflanzte, nach ihm kamen andere Arbeiter, die Propheten, und unter diesen besonders Elias in seiner Zeit und später nochmals als Johannes der Täufer, die die krankhaften und schädlichen Auswüchse des Weinstocks, nämlich der jüdischen Religion, zu beschneiden und diese davon zu reinigen suchten bis Ich Selbst kam und Hand anlegte um das noch Fehlende zu ergänzen und die Frucht vollends zur Reife zu bringen.
Ich war erst die Sonne, die durch ihre Wärme und ihr Licht das in Verwesung begriffene Erdige zu einem vergeistigten Leben zu wecken suchte und den Weinstock belebte und ihn zu höherer Tätigkeit antrieb, wodurch der der Erde entnommene Stoff von der groben Materie zu höherer geistiger Frucht, zur Traube, umgebildet und ausgereift wurde.
So wie seiner Zeit Moses die jüdische Religion gründete, so war später Petrus dazu bestimmt die christliche Kirche zu gründen auf dem Felsen Meiner zwei Liebegebote, der alle Umwälzungen und Stürme nicht vernichten konnten, wenn Selbst- und Herrschsucht einzelner einflussreicher Menschen dieselben auch entstellten. Aber wie Ich Mich Meinen Aposteln einst verklärt zeigte, indem Ich Meine geistig-göttliche Form durch Meine irdisch-körperliche hindurchleuchten ließ, so geschieht es auch jetzt mit Meiner von Petrus gegründeten Kirche, wo aus deren irdisch-zeremoniellen Prunk und ihren Irrlehren das Geistige durchzuleuchten anfängt und die Klärung der Verklärung beginnt, indem aus Nacht Dämmerung, und aus dieser der Tag wird.
Das Licht der so lange zurückgehaltenen Wahrheit bricht nach und nach durch; alle Gemüter ahnen etwas Höheres und Besseres als ihnen bis jetzt geboten wurde, alle fühlen den geistigen Wind, der das Weltliche durchströmend die Eingeschlafenen weckt; und so wie, wenn ein Lichtstrahl durch einen Fensterladen auf einen Schlafenden fällt, und dieser durch dessen Lebenskraft geweckt, sich ohne zu wissen wie ihm geschieht, im Bett herumzuwälzen anfängt, so bricht diese Verklärung an, indem es in vielen Köpfen schon zu dämmern beginnt.
Moses bereitete einst das jüdische Volk vor, damit Ich Meine Menschwerdung in dessen Mitte vollziehen konnte; Petrus tat dasselbe durch die von ihm gegründete Kirche um die Menschen auf Mein zweites geistiges Kommen vorzubereiten; und die jetzt von Meiner Lehre begeisterten Lehrer und die, die noch kommen werden, diese sollen wie einst Mein Jünger Johannes Meine Lieblinge werden und Zeugen Meiner Liebe und Gnade sein, durch die sich stets der gleiche geistige Läuterungsprozess vollzieht, indem das grobe Materielle immer mehr verfeinert und endlich vergeistigt wird.
Wie in jener Zeit Meine Lehre verhöhnt, und Ich und Meine Jünger beschimpft, verfolgt und getötet wurden, so wird es wieder sein, aber statt Meiner Person werden die Menschen Meine Lehre an den Schandpfahl hängen und selbe verhöhnen, und Meine Kämpfer für Mein Reich werden ebenfalls mit allerlei Unbilden zu kämpfen haben; aber sie werden siegreich hervorgehen und dann Mich bei Meiner Wiederkunft verklärt erblicken, wo ihnen dann die innere Stimme zurufen wird: Segen euch, weil ihr Diesem treu geblieben, Seine Worte gehört, ausgeübt und auch anderen so mitgeteilt habt wie Er sie von den Menschen verstanden wissen will.
Diese Verklärung wird aber dann nicht wie einst bei Meinen Jüngern bald wieder ein Ende haben, sondern Meine Vorkämpfer werden Mich ewig von Angesicht zu Angesicht sehen, und sich mit allen schon früher Hinübergegangen Meines und ihres Sieges erfreuen dürfen.


An der Verklärung teilhaftig werden

Dieses ist der entsprechende geistige Sinn der Verklärung; trachtet auch ihr danach, dass ihr solcher oft teilhaftig werden mögt und zu jenen gezählt werden könnt, die alles Weltliche hinten ansetzend nur Mich und Meine Lehre zum Hauptzweck ihres Lebens und Strebens gemacht haben. Dann werdet ihr in Momenten höchster Wonne, wo eure geistige Sehe geöffnet wird, Den in Person verklärt sehen können, Der euch schon lange mit Seinen Gnadenworten überhäuft, und euch zu Seinen Kindern machen möchte. Amen.


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