PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
26.
Am Pfingstsonntag
Der Herr und Seine Kinder
Johannes 14,23: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.
Empfangen am 24. März 1872
Jesus Verheißung an Seine damaligen Jünger
Um diesen Vers zu erklären genügen schon wenige Worte, denn es versteht sich ja fast von selbst, dass, so jemand für einen anderen eine Zuneigung hat und dieser noch nebenbei höher gestellt und weiter ist, der Erstere seine Liebe, Zuneigung und Achtung zu dem Letzteren ihm dadurch zeigen wird, dass er durch deren tatsächliche Befolgung sich genau nach den Lehren und Ratschlägen des höher gestellten Freundes oder Lehrers richtet, wodurch er sich dann auch gewiss die Liebe seines höher gestellten Freundes oder Lehrers erwerben wird. Somit wird dann die Zuneigung des Einen durch die Liebe des Anderen erwidert und dadurch ein geistiges Einvernehmen hervorgerufen wie bei harmonisch verbundenen Familiengliedern, die unter einem Dach wohnen.
Das ist so ungefähr der Sinn dieser Worte, die Ich einst zu Meinen Jüngern sprach und die eine Aufmunterung waren, auch noch nach Meinem Hingang, wo kein sichtbarer Einfluss durch Meine Worte und Taten mehr zulässig war, doch auf dieser einmal eingeschlagenen Bahn zu verharren, und aus Liebe zu Mir Mein Wort zu halten und demselben gemäß zu leben. Ich sagte dieses Meinen Jüngern wohlweißlich im Voraus, weil Ich wusste welchen Versuchungen und Einflüssen der Welt sie bei Ausführung ihrer Mission entgegengingen. Deswegen machte Ich sie auch aufmerksam auf einen Punkt, den sie noch nicht recht begriffen hatten, nämlich, dass Ich und der Vater eins seien, und dass, wer Mich gesehen hat auch den Vater gesehen habe; denn wie Ich schon in einer früheren Texterklärung erwähnte, dachten sie noch immer zu menschlich und konnten sich eine geistige Welt, einen geistigen Einfluss, und ein höheres, geistiges Wesen unter körperlicher Hülle nicht recht vorstellen.
Manchmal glaubten sie wohl, jetzt hätten sie diesen Begriff ganz richtig aufgefasst; doch blieb ihnen diese Auffassung nicht, und wenn sich dieselbe ganz verlieren wollte, so musste Ich sie wieder auffrischen und in ihren Herzen selbe wieder rege machen, besonders in jener Zeit, wo die letzten Augenblicke heranrückten, die Mir die bittersten waren und auch ihnen die härtesten Schläge versetzten, da sie manches, was sie nicht für möglich hielten, sich nun vor ihren Augen abwickeln sehen mussten. Deswegen versprach Ich ihnen auch einen Tröster, und suchte ihnen den Gedanken Meines sichtbaren Verlustes so leicht als möglich zu machen.
Der wahre Weg des Glaubens und der Liebe
Was Ich dort Meinen Jüngern sagte, das gilt auch für alle diejenigen, die ebenfalls den Weg der Liebe und des Glaubens eingeschlagen haben, weil solche Menschen die Liebe zu Mir nur dadurch in der Wahrheit zeigen, wenn sie Mein Wort halten und befolgen.
Das Befolgen Meiner Worte und auch die Tat danach ist erst der Probierstein ob es dem Menschen ernst ist, Mir auf dem Weg der Demütigung und Selbstverleugnung, den Ich Selbst euch zum Vorbild gewandelt bin, zu folgen, indem er auf die Annehmlichkeiten des irdischen Lebens verzichtend nur nach dem ewigen, geistigen Reich trachtet.
Viele gibt es in der Welt, die nicht verstehen was es heißt Mich zu lieben, oder die Mich nur so lieben möchten wie es ihnen bequem wäre. Mit solchen bin Ich nicht und kann nicht in ihren Herzen weder als Vater noch als Sohn Wohnung nehmen, weil in selben nur Platz für weltliche Sorgen aber nicht für Mich zu finden ist, und Meiner oder Meiner Lehre nur gedacht wird, wenn etwa ein kirchlicher Feiertag oder bittere Erfahrungen und Unglücksfälle sie daran erinnern, dass es neben der materiellen Welt noch eine geistige, sowie einen Herrn, Regenten und Erhalter von beiden gibt.
Solche Menschen möchten Mich trotz ihrer Vernachlässigung dann gern als Vater, und zwar als liebenden Vater finden, wenn sie Meiner bedürfen; aber diesen, die Mich nur so zur Not neben den Weltgeschäften nebenher laufen lassen kann Ich freilich das Versprechen nicht erfüllen in ihren Herzen zu wohnen, denn sie lieben Mich nicht so, wie die Liebe zu Mir beschaffen sein sollte; sie haben nur ein Wohlgefallen an Meiner Lehre und an Meiner Person weil Ich ihnen nur Gutes rate und geistige ihr Bestes will, dennoch zweifeln sie wieder an Meinem persönlichen Dasein, auch können sie sich nicht entschließen, Mir und Meinen Führungen alles zu opfern; so weit wollen sie ihre Liebe nicht ausdehnen um den weltlichen Vergnügungen und Genüssen zu entsagen, und sie entschuldigen sich damit, dass man nun einmal in der Welt sei und mit ihr leben müsse. Diese Menschen, und es gibt deren Millionen, haben noch einen weiten Weg voll herber Erfahrungen zu machen bis sie zu Einsicht gelangen werden, dass ihr, man könnte sagen Liebäugeln mit Mir, von keinem Wert und Nutzen ist, sondern dass man sich Mir ganz ergeben muss, wenn man nicht der Welt in die Arme fallen will.
Umsonst werden sie überall Ruhe und Frieden suchen und dann alles anklagen, Mich, die Natur, das Schicksal und die Verhältnisse, aber nur sich selbst werden sie nicht als Urheber ihres eigenen Unglücks erkennen wollen. Das wird ihr Los sein: Kein Tröster, kein Friedensbringer wird zu ihnen kommen können, weil man nicht von außen den Frieden mit der Welt herstellen kann, sondern von innen heraus es tun muss.
Und wenn ihr jetzt die Menschen stets ärger, stets schlechter, stets unzufriedener, missmutiger, grausamer und selbstsüchtiger werden seht, so ist der Grund darin zu suchen, weil man den Weg zum Frieden, zur Genügsamkeit und zur völligen Ergebung in Meine Führung nicht mehr kennt.
Je mehr die Menschen nach flüchtigen Weltgütern und angesehener Stellung haschen, desto mehr entfernen sie sich vom eigentlichen Quell aller wahren Tugenden, und das Wort Liebe ist ihnen nur insofern bekannt als es sich auf irdischen Genüsse bezieht, denen sie mit allem Eifer nachjagen und die sie um jeden Preis erringen wollen.
Hier seht ihr die Große Quelle der Selbstmorde als Folge von Überdruss, weil sie das Erwünschte nicht erreichen können auf dem Weg den sie beschritten haben; und zugleich ist es ein Beweis, wie wenig solche Menschen Religion besitzen oder einen Begriff eines ewigen, geistigen Lebens haben, wo Vergeltung für Gutes und Böses den Dahingeschiedenen erwartet, indem er in solche Lagen versetzt wird, wo er nur auf sich selbst angewiesen alles Falsche und Schlechte aus seinem Herzen ausmerzen muss, bevor er zu einer besseren Stellung im Geisterreich gelangen kann.
Denjenigen, die wirklich Mir leben, Mir folgen und durch die Tat ihre Liebe zu Mir beweisen wollen, ist wohl das Fortschreiten unter solchen Menschen bedeutend erschwert weil sie gegen die Meinung der Mehrzahl ankämpfen müssen, und wie einst Meine Jünger nur Spott und Hass ernten; aber eben dieses Kämpfen gegen den mächtigen Strom der materiellen Welt, das auch das Los Meiner Jünger war, ist notwendig um Meine Kindschaft zu erlangen, denn wenn es nicht ein Gott, ein höchstes Wesen wäre, Das euch zu Seinen Kindern erziehen will, so wäre es nach menschlichen Begriffen und Forderungen schon zur Genüge, wenn ihr so wie die große Mehrzahl der Menschen lebtet, d.h. wenn ihr Mir nur die Ehre zolltet, euch wohl die besten Lehren gegeben zu haben, aber es euch dann auch überlassen bleiben müsste, wie und wann ihr selbe bequem mit euren weltlichen Bedürfnissen vereinbaren wollt.
Aber so habe Ich es nicht gemeint als Ich Meinen Jüngern sagte: Wer Mich liebt, wird Mein Wort halten, denn die Liebe zu Mir muss man durch Taten beweisen.
Meine Jünger in jener Zeit hatten entweder Heiden oder fanatische Juden vor sich, denen sie Mein Evangelium predigten; und ihr habt jetzt ebenfalls Ungläubige oder glaubenswütige Buchstabenausleger und beschränkte Zeremoniengläubige vor euch, wovon die ersten gar nichts glauben weil es ihnen so besser zusagt, und die anderen mit dem Halten der religiösen Gebräuche alles getan zu haben glauben, was sie Mir schuldig sind.
Wie Ich einst Meinen Jüngern den Tröster zu schicken versprach, der sie über die ihnen entgegentretenden Hindernisse und Schwierigkeiten hinweg führen und leiten sollte, so werde Ich auch jetzt bei denjenigen wohnen, die Mich lieben und Mein Wort halten; Ich werde ihr Ratgeber und Führer sein. Ich werde ihnen die reifen Seelen in den Weg führen, die durch harte Schicksalsschläge mürbe gemacht sind und die Vergänglichkeit der Welt verkostet haben, und nach so manchen bitteren Erfahrungen, wenngleich notgedrungen, sich nach etwas Besserem sehnen, und so am ehesten zugänglich sind.
Ich werde Meine jetzigen Jünger im Glauben und festen Vertrauen zu Meiner Führung stets mehr stärken, und werde ihnen durch Mein Wohnen in ihren Herzen Ersatz geben für alles, was sie Meinet- und Meiner Lehre wegen erdulden müssen, damit sie mitten im trüben Gewirr aller menschlichen Leidenschaften die klare Fernsicht, das Ziel ihrer Aufgabe nicht aus den Augen verlieren.
Der Zweck der Neuoffenbarung
Wisst ihr, warum Ich Selbst durch Meine Knechte, Schreiber und Sprecher euch Meinen Willen jetzt kund tue? Ihr glaubt es zu wissen, und doch wisst ihr es nicht ganz.
Seht, der Grund, warum schon seit vielen Jahren Meine unmittelbaren Mitteilungen reichlicher fließen als in früheren Zeiten, ja wie es seit Meinem irdischen Lebenswandel noch nie geschehen ist, dass Ich so viel Himmelsbrot gegeben habe wie gerade jetzt, der Grund ist der, weil gerade jetzt die Zeit sich nähert, wo die Welt ihren höchsten Gipfelpunkt in den Verirrungen und im Abweichen von Meinen anfänglichen Schöpfungszwecken erreichen wird.
Damit aber nicht alle Menschen verloren gehen, so habe Ich bestimmt, dass nun einzelnen, wie einst Meinen Jüngern, Mein Wort und Meine Lehre unverfälscht zukommen soll, nicht verschleiert wie in den Propheten, sondern so klar und verständlich wie es einst Meine Jünger die Völker lehrten.
Damals war das Verbreiten Meiner Lehre schwieriger; heutzutage ist durch die Buchdruckerkunst die Verbreitung bei weitem leichter, und der Schein Meines ewigen Liebe- und Gnadenlichts kann besser überall, besonders dort eindringen, wo die Finsternis der weltlichen Macht sich geltend machen will. Ich will jetzt den Ungläubigen die Augen öffnen und den Buchstabenauslegern Meiner Bibel den wahren Sinn erklären, damit niemand sich entschuldigen kann als hätte er nichts davon gehört, auf sie, nicht auf Mich, wird dann die ganze Schuld fallen.
Jesus führt diejenigen, die Ihm vertrauen und Sein Wort halten
Seid stark, ihr wenigen, die ihr zerstreut in verschiedenen Gauen noch Meine Perle im Herzen bewahrt! Vertraut auf Mich, denn Ich wohne ja bei und in euch; Ich werde euch führen und nicht verlassen solange ihr Mich liebt und Mein Wort haltet. Euch habe Ich alles, Mein Ich, Meine Schöpfung, und das Verhältnis der Menschen zu beiden durch viele Worte klar gezeigt; für euch gibt es keine Entschuldigung als hättet ihr es nicht gewusst; nur eins ist noch bei manchem von euch der Fall, dass Mein Wort noch nicht in der größten geistigen Tiefe aufgefasst wird; doch dazu werde Ich euch schon Meinen Tröster und Heiligen Geist in Form von bitteren Erfahrungen und Zweifeln schicken, um auch diese letzten Schatten noch aus den Herzen Meiner Ergebenen zu entfernen; denn wer berufen ist, einst auch auf andere zu wirken, der muss in sich selbst fest sein und genau wissen, was er zu tun und zu lassen hat.
Meine Worte sind einfach und klar, nur darf die Selbstliebe nicht der Dolmetscher und falsche Ausleger dabei sein, denn sonst entschuldigt ihr an euch manches was bei Mir keine Entschuldigung findet.
Daher prüft euch wohl und bedenkt, dass Ich keinen Scherz mit euch treibe, und auch nicht nur so gelegentlich, wie es euch gerade genehm ist, mit Mir verhandeln lasse. Ernst ist das Leben und heilig Meine Sache! Hinter diesem flüchtigen Scheinleben steht ein wahres ewiges Leben; es ist das Reich des wahren Gottes, Der nur Liebe und Wahrheit ist.
Wenn ihr Mich liebt und Mein Wort haltet, so tut ihr euch selbst den größten Dienst, denn ihr erkämpft euch durch Liebe und edle Taten ein leichteres Fortschreiten und eine bessere Stellung im Jenseits.
Ich bin, wie Ich es euch schon oft gesagt habe, kein strenger Richter, kein zürnender Gott, sondern ein liebender Vater und ein guter Hirte, Der Seine Schafe auf gute Weideplätze und weit weg von jenen Gegenden führen möchte, wo Abgründe und Hindernisse aller Art ihrem geistigen Leben Gefahr bringen könnten.
Ich will nur das Gute, weil Ich die Güte Selbst bin; Ich will nur die Liebe, weil Ich die Liebe Selbst bin; Ich will euch zu geistig höheren Wesen machen, weil Ich als das höchste geistige Wesen nur solche Kinder um Mich haben möchte, die Mich und Mein Reich erkennen, und die ihren Frieden und Freude nur in Mir suchen. Zeigt es, dass ihr Mich liebt, indem ihr Mein Wort haltet, wodurch ihr euch auch Meiner Liebe würdig macht, damit das Wort im Evangelium an euch erfüllt werden könne, das verheißt, dass der Vater euch dann auch lieben wird, und Wir kommen und Wohnung bei euch nehmen werden. Amen.
Weiteres zu Pfingsten, dem Heiligen Geist und der Dreifaltigkeit siehe hier.