Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

Direkt zum Seiteninhalt
PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
32.
Am sechsten Sonntag nach Pfingsten

Die Speisung der Viertausend
Markus 8, 1-21: Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten nichts zu essen, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir geharrt und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Weg verschmachten; denn etliche sind von fern gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Wüste, dass wir sie sättigen? Und er fragte sie: Wie viel habt ihr Brote? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, dass sie sich auf der Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie dieselben vorlegten; und sie legten dem Volk vor.
Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hieß die auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt; und hoben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten; und er ließ sie von sich.
Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanutha. Und die Pharisäer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm zu befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben. Und er ließ sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr herüber.
Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot. Und er gebot ihnen und sprach: Schaut zu und seht euch vor vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes. Und sie gedachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, dass wir nicht Brot haben. Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, dass ihr nicht Brot habt? Vernehmt ihr noch nichts und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in euch? Ihr habt Augen, und seht nicht, und habt Ohren, und hört nicht, und denkt nicht daran, da ich fünf Brote brach unter fünftausend: wie viel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen zwölf. Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wie viel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen sieben. Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmt ihr denn nichts?


Empfangen im April 1872

Die Zahl Sieben

Dieses Evangelium handelt wieder von einer Speisung des um Mich versammelten Volkes, bei viertausend an der Zahl, wo nach ihrer Sättigung durch sieben Brote und etliche Fische noch sieben Körbe voll an Brocken übrig blieben. Wir wollen zuerst die geistige Entsprechung der Zahl Sieben näher betrachten.
Die Zahl Sieben ist in allen Dingen mehr oder weniger vorhanden; sie ist eine Meiner Grundzahlen wie Eins und Drei – Ein persönlicher Gott, in Dreifaltigkeit wesentlicher Darstellung, aus dem die sieben Geister oder Eigenschaften Gottes hervorgehen.
Wenn ihr euch die Zahl Sieben durch ebenso viele Punkte versinnlicht, in der Mitte einen großen Punkt, und zu beiden Seiten desselben je drei kleine macht, deren mittelster wiederum etwas vergrößert ist, so könnt ihr euch daran Meine Gottheit näher beleuchten. Nehmt an, der Punkt in der Mitte bedeute Meine göttliche Mitte, die Zahl Drei auf jeder Seite die Vollkommenheit, die ein geschaffenes Wesen nur je erreichen kann und die so geordnete Zahl Sieben den Ausdruck Meines geistigen Ichs, so könnt ihr es euch vorstellen, dass ein geschaffenes Wesen die Gottheit niemals erreichen kann, wohl aber kann es in der ihm angemessenen Vervollkommnungsfähigkeit, die eben durch die Dreizahl ausgedrückt wird, sich die höchste Vollkommenheit durch Befolgung Meiner Lehre erwerben.
Die Siebenzahl findet sich in vielem Geschaffenen ausgedrückt, so in den sieben Tönen, in den sieben Farben, in die ein Lichtstrahl zerlegt werden kann. Solche Vorkommnisse sind ein Beweis, dass diese Gegenstände dem Schöpfer sehr nahe stehen, ja reine Ausflüsse von Ihm Selbst sind. Die sieben Töne schließen deshalb auch die sieben großen harmonischen Gesetze des geistigen Lebens, und die sieben Farben des Lichtstrahls die sieben Haupteigenschaften Gottes in geistiger Entsprechung in sich.
So sollen auch die sieben Körbe voll Brots, die nach der Sättigung der Viertausend von den sieben Broten übrig blieben, für euch ein Wink sein, dass, nachdem ihr von Meinem Himmelsbrot gegessen und euch gesättigt habt, sich sieben Haupteigenschaften bei euch als nach der Sättigung zurück geblieben zeigen sollen, nämlich: 1. die Liebe, 2. die Geduld, 3. die Demut, 4. die Vergebung, 5. die Beharrlichkeit und Ausdauer im Guten sowie im Tragen des Kreuzes, 6. die Aufopferung und Selbstverleugnung in der Nächstenliebe sowie auch in den sinnlichen weltlichen Begierden, und 7. die Barmherzigkeit.


Nicht nur das Wort hören sondern auch in die Tat umsetzen

Auch zur Zeit Meines Erdenwandels suchte Ich Meinen Zuhörern diese sieben Eigenschaften, die jeder vollkommene Mensch besitzen soll, in Gleichnissen und Taten vor die Augen zu führen, aber viele fassten es nicht so wie Ich es meinte, und zudem waren die Schriftgelehrten und Pharisäer immer bemüht, jeden Eindruck abzuschwächen oder gar zu vernichten, den Meine Worte und Taten auf das Volk hervorgebracht hatten. So suchten sie Mich beim Volk zu verdächtigen weil Ich und Meine Jünger die zeremoniellen, kirchlichen Gebräuche und die vorgeschriebenen Waschungen absichtlich nicht hielten, betrachteten es als Sabbatschändung wenn Ich, wiederum mit Absicht, an einem solchen Tag jemandem eine Wohltat erwies, Kranke heilte und dergleichen tat; sie hielten sich darüber auf, dass Ich nicht die vorgeschriebenen Fasten hielt oder Mich mit Menschen abgab, die in ihren Augen grobe Sünder und unehrliche Leute waren; kurz, sie waren bemüht, alles zu verdächtigen, was von Mir gesprochen und getan wurde.
Deshalb, weil bei Mir nur Geistiges und nicht Materielles gilt, ermahnte Ich Meine Jünger und Zuhörer, sich vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes zu hüten, und führte an was Ich als Jehova durch einen Propheten von ihnen geweissagt hatte: Dies Volk ehrt Mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von Mir. Deshalb erklärte Ich ihnen, dass das, was in den Menschen eingeht, ihn nicht verunreinigt sondern nur das, was von ihm ausgeht, seine Worte, seine Taten, denn diese sind es, die den Menschen geistig erniedrigen können.
Ich gab Meinen damaligen Zuhörern wahres Himmelsbrot so wie Ich es euch nun gebe, doch nur wenige gab es, die wie das heidnische Weib dachten, die auf Meine Rede: Man soll Mein Brot nicht den Hunden vorwerfen, doch vertrauensvoll antwortete, dass es aber den Hündlein doch erlaubt sei, sich von den Brotkrumen zu sättigen, die die Kinder unter den Tisch fallen lassen, was mit anderen Worten heißt: Wenn auch die Schwachen und Unmündigen noch nicht wert oder fähig sind von der Speise direkt aus den Himmeln sich zu nähren, so möge es ihnen doch vergönnt sein, vom Abfall, den die Kinder Gottes nach ihrer Sättigung zurücklassen, sich zu sättigen und aus selbem das zu ziehen was für ihren derzeitigen geistigen Zustand gedeihlich ist.
Solche gläubige Seelen, die es in jener Zeit doch noch vereinzelt gab, sind jetzt aber zur höchsten Seltenheit geworden.
So wie Ich dort gegen alle herrschenden Ansichten, seien es weltliche oder kirchliche, kämpfen musste und auch, wie Ich es manchmal Selbst sagte, von den Juden weniger als von den Heiden hoffte, so ist es auch jetzt, wo von jenen, die sich Katholiken nennen und glauben es auch wirklich zu sein wenn sie nur die vorgeschriebenen Bräuche halten, wenig zu erwarten ist; ja sie sollten wohl das beste und fruchtbarste Feld für Meine Lehre sein, aber gerade sie sind die ärgsten Widersacher alles dessen, was sie aus ihrer so bequem eingerichteten Religionslehre aufweckt und Aufopferung oder Entsagung geistiger Art fordert denen sie nicht gewachsen sind, weil ihnen die moralische oder seelische Kraft der Überwindung angewöhnter Gebräuche und Ideen fehlt.
Sie gleichen den meisten Zuhörern aus jener Zeit; sie suchen Mich zwar überall, obwohl nur in den Kirchen auf, aber im gewöhnlichen Leben wo sie durch Taten nach Meiner Liebe handeln sollten, da beachten sie diese zumeist nicht; sie sind hungrig, verzehren aber von der ihnen gereichten Frucht nur die Schale ohne das nährende Fleisch derselben zu beachten, d.h. sie halten sich an die ihnen vorgeschriebenen Zeremonien ohne nach dem Kern Meiner Lehre zu fragen um danach ihr Leben einrichten zu können.
Ich ermahne euch deshalb, begnügt euch nicht mit dem oberflächlichen Eindruck Meiner Worte sondern sucht die darin verborgene Geistesspeise herauszufinden, damit ihr euch mit derselben sättigt und die sieben göttlichen Eigenschaften in euch zurückbleiben, um dann danach eure Handlungen im gewöhnlichen Leben einzurichten, und auch andere zu gleicher Ausübung aufzumuntern euch zu bemühen.
Dass Meine damaligen Zuhörer ein wenig fruchtbarer Boden für Meine Lehre waren, das wusste Ich wohl, Ich wusste aber auch, dass Ich nicht gerade für sie sondern für die gesamte Menschheit nach ihnen redete und handelte; Ich baute nicht bloß für die damalige Zeit oder für die Gegenwart, sondern Meine Pläne reichen weiter hinaus; sie sind als die Pläne eines göttlichen unendlichen Wesens auch von ewiger Dauer und Wirkung.
Den Pharisäern und Schriftgelehrten Meiner Zeit antwortete Ich auf ihre Forderung nach einem Wunderzeichen, dass diesem Geschlecht kein Zeichen von Mir gegeben werde, was so viel sagen will als dass da, wo Meine sichtbare Erscheinung ja so das größte Zeichen, kein anderes, noch mehr beweisendes nötig sei noch gegeben werden könnte um Meine Göttlichkeit und die Wahrheit Meiner Lehre und ihre ewige Dauer zu beweisen.
Was Ich dort den Pharisäern und Schriftgelehrten sagte, gilt auch heutzutage allen buchstabengläubigen Kirchenläufern und materiell gerichteten Weltgelehrten eurer Zeit; auch sie werden keine Zeichen sehen, eben weil sie das größte Zeichen, die Stimme eines Gottes und Vaters im eigenen Herzen, nicht anerkennen wollen; ebenso wenig glauben viele eurer Gelehrten trotz des steten Auffindens von Gesetzen in der Natur an einen Gesetzgeber; sie streiten sich und anderen lieber ihr eigenes Ich als geistiges Wesen hinweg als dass sie sich vor tatsächlichen Beweisen vom Dasein eines Gottes beugen.
In dieser Zeit kommen alle Gemüter in Aufregung; ein Kampf entbrennt zwischen Wahrheit und Trug, zwischen Geist und Zeremonie; die Gläubigen aller Sekten mühen sich ab, das Neuauftauchende mit dem Alten, Angewohnten zu verbinden und zu vermischen, aber es ist vergebens, zweien feindlichen Herren kann man nicht dienen! Hier heißt es, sich entweder für die Materie oder für den Geist entscheiden. Die sich nicht recht entscheiden können oder wollen nach Meiner Lehre zu handeln, die werden das Eigentliche, Wesentliche, wahre Geistige in ihr niemals verkosten sondern immer nur mit dem Äußerlichen, mehr Harten, mehr oder weniger Verunreinigten vorlieb nehmen müssen.


Lebendiges Beispiel sein

Verwertet das geistige Himmelsbrot, das Ich euch so reichlich spende, wohl, lasst es nicht bloß beim Lesen und Hören sondern sucht es durch Taten zu verdauen, damit eure Seele dadurch immer mehr im Wahren und Guten gekräftigt werde; gebt euch nicht dem Wahn hin, als hättet ihr schon alles getan, während ihr vielleicht kaum die erste Stufe geistiger Erkenntnis erklommen habt.
Werdet Verbreiter Meines Worts und streut den Samen, den Ich euch so reichlich gebe, in dafür empfängliche Herzen, denn er ist nicht nur für euch sondern durch euch auch für andere bestimmt. Verdaut das Brot, das Ich euch reiche, gut; macht es zu eurem eigenen Ich, damit die sieben göttlichen Eigenschaften in euch hervortreten, Ich werde euch in Verhältnisse kommen lassen, wo ihr das Gelesene oder Gehörte üben könnt; daher achtet derselben, dass sie an euch nicht unbenützt vorübergehen. Nicht durch Worte allein sondern durch Taten, durchs lebendige Beispiel sollt ihr beweisen, dass Liebe, Geduld, Demut, Vergebung, Beharrlichkeit, Selbstverleugnung und Barmherzigkeit die Grundlage eures Wesens geworden sind, sieben Körben zu vergleichen, in welche ihr eure guten Taten als einst euer alleiniger Besitz sammelt, um sie dann in eurem eigenen Lebenskorb vereint Dem zu überbringen, Der euch mit so vielen Gnaden und so vielem Licht aus Seinen Himmeln überschüttet hat, eurem himmlischen Vater. Amen.


Weiteres zu den sieben göttlichen Eigenschaften siehe hier.


Zurück zum Seiteninhalt