Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
45.
Am neunzehnten Sonntag nach Pfingsten

Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit
Matthäus 22,1-14: Und Jesus antwortete und redete abermals durch Gleichnisse zu ihnen und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem König, der seinem Sohn Hochzeit machte. Und sandte seine Knechte aus, dass sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Sieh, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung; etliche griffen seine Knechte, höhnten sie und töteten sie. Da das der König hörte, ward er zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. Darum geht hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an; und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappern. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.


Empfangen am 26. April 1872

Zum Gleichnis

Hier liegt ein Gleichnis von einer Hochzeit vor euch, womit Ich den Pharisäern ihre eigenen Umtriebe und die Folgen derselben begreiflich machen wollte, denn sie lebten stets in dem Wahn, dass niemand ihre Schliche durchschaue.
Ich, Dem an ihrer Besserung gelegen war, verhüllte auch hier wie bei vielen Gelegenheiten, Meine Worte und Mahnungen die Ich an sie richtete durch ein Gleichnis, das wohl den Pharisäern verständlich, dem Volk aber mehr oder weniger unverständlich blieb; denn Ich wollte ihr Ansehen beim Volk nicht vernichten, solange sie noch einer Besserung fähig waren. Weil Ich aber, menschlich gesprochen, den Nagel immer auf den Kopf traf, so war auch ihr Ingrimm gegen Mich stets im Wachsen, bis ihnen endlich auch wie es bestimmt war, Gelegenheit und Macht erteilt wurde an Mir zu erfüllen was die Propheten schon längst vorhergesagt hatten, und auch Ich Meinen Jüngern als Meines Jesus-Leibes künftiges Schicksal und Ende prophezeite.
Hier nun in diesem Gleichnis verglich Ich das Himmelreich oder den Vater im Himmel mit einem König, der zur Hochzeit seines Sohnes Einladungen an Freunde und Bekannte ergehen ließ, jedoch überall eine ausweichende oder abschlägige Antwort erhielt. Einige ergriffen sogar seine Knechte, höhnten und töteten sie, worauf der König erzürnt wurde und sie bestrafte, indem er ihnen Hab und Gut nehmen und sie selbst töten ließ. Darauf sandte der König seine Knechte hinaus auf die Straßen und ließ alle, die sie dort finden würden, einladen, und die Knechte brachten Gute und Böse zum Mahl.
Unter diesen hereingebrachten Gästen befand sich auch einer, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und als er sich deswegen nicht zu verantworten wusste, befahl der König, dass man ihn an Händen und Füßen fesseln und hinaus in die äußerste Finsternis werfen soll wo Heulen und Zähneklappern sein wird, und Ich schloss dieses Gleichnis mit den gewichtigen Worten: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.


Die geistige Bedeutung

Um nun dieses Gleichnis geistig erklären zu können, müssen wir zuerst alle dort angeführten Umstände genau prüfen, bis wir auf den eigentlichen geistigen Sinn dieses Gleichnisses, seine Anwendung auf jene Zeit, sowie auch auf die jetzige und künftige kommen werden; denn ihr müsst immer bedenken, dass in Worten aus Meinem Mund eine größere Bedeutung liegt als es die Zuhörer in jener Zeit ahnten, und auch viele Leser in der jetzigen und künftigen Zeit herausfinden oder ahnen werden.
Wir wollen also vorerst mit der Form dieses Gleichnisses anfangen, damit ihr seht wie alles seine tiefe geistige Bedeutung hat, wenn es geistig beleuchtet vor das innere Auge des geistigen Menschen gestellt wird.
Ich verglich also das Himmelreich mit einem König, der seinem Sohn Hochzeit machen wollte. Nun seht, dieser Vergleich bedeutet im höchsten Sinn die einstige gänzliche Vermählung oder Vereinigung der materiellen mit der geistigen Welt, oder die Auflösung und Befreiung des in der Materie eingeschlossenen Geistes um seine Wiedervereinigung mit dem Urgeist zu verwirklichen.
Eine Hochzeit bedeutet die Vereinigung zweier in getrennten Körpern zu einem geistigen Wesen, sie ist ein Bild jener kommenden Zeit, wo Gleichgesinntes sich finden wird um vereint zu vollführen, was jedem Einzelnen getrennt nicht möglich gewesen wäre.
Zu dieser Vereinigung oder Hochzeit, die auch mit einem geistigen Hochzeitmahl gefeiert wird wie es auf Erden mit einem materiellen gebräuchlich ist, waren anfangs solche geladen, die der Teilnahme für würdig erachtet wurden, das Gleichnis aber sagt, dass diese Eingeladenen ihre Teilnahme an dem Hochzeitsmahl verweigerten.
Dieses Hochzeitsmahl, das der himmlische Vater, die Liebe, Seinem Sohn, der Weisheit, gibt, dauert schon seit Adams Erschaffung bis auf die heutige Zeit und wird immer fortdauern bis alle Materie vergeistigt ist.
Die Ersten, die dazu geladen wurden durch die Propheten, Meine Knechte, waren das von Mir auserwählte Volk der Juden, aber dieses wollte weder von den Knechten noch vom Sohn noch vom König viel wissen, weshalb Ich von Zeit zu Zeit große Strafgerichte über sie ergehen und zuletzt Jerusalem zerstören ließ. Ich nahm ihnen das Licht, das anfangs für sie hauptsächlich bestimmt war und gab es den heidnischen Völkern der übrigen Erde. Die von den Straßen Geladenen sind eben alle Völker der Erde und derjenige, der kein Hochzeitskleid anhatte, d.h. keine Freude zu dieser Hochzeit mitbrachte, bedeutet die in Selbstliebe verstockten Menschen, die zwar Meine Liebelehre kennen, sich aber aus weltlichem Interesse nicht danach kehren wollen. Solche Menschenseelen werden noch lange, gebunden von der Materie, ein Leben voll Leiden zu ihrer Reinigung durchzumachen haben.
Alle die, die wenigstens einen Drang nach ihrer seelischen Besserung empfinden, das sind diejenigen, die sich mit dem Hochzeitskleid schmücken, denn bei Gott gilt allzeit das Streben, die Neigung zu dem Wahren und Guten als das Kleid, das den Gast als zur Hochzeitstafel würdig erscheinen lässt. Es sind das jene, die, obwohl den Trieb zum Besseren in sich empfindend und auch danach strebend, durch ihre Schwachheiten dennoch sündigen; während unter dem Gast ohne Hochzeitskleid diejenigen Unverbesserlichen gemeint sind, die wie Satan und sein Anhang das Gute wohl kennen, aber dasselbe hassen und sogar noch andere zum Abfall von demselben verleiten wollen. Dieses Trachten ist teuflischer Natur, da der in alle Geister und Wesen von Mir gelegte Trieb der Liebe sich bei jenen zum Schlechten statt zum Guten gewendet hat.
Deshalb sagt das Gleichnis auch von diesem Unverbesserlichen, dass er gebunden und in die äußerste Finsternis geworfen wurde, wo Heulen und Zähneknirschen ist, oder mit anderen Worten wo er und seine Getreuen der Finsternis ihres eigenen Gemüts solange überlassen bleiben, bis der aus dem inneren hervordringende Wunsch sich zu bessern, die Rückkehr ermöglicht. Da aber die Pharisäer unter dem Bild des Menschen ohne Hochzeitskleid sich selbst gemeint fühlten, erfüllten Meine Worte sie mit Ingrimm, denn Ich zeigte ihnen in dem Gleichnis, dass sie aus eigener Schuld von allen Genüssen im Jenseits ausgeschlossen sein werden solange nicht freiwillige Umkehr eine Änderung ihrer Lage herbeiführt.
Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt, sagt so viel als: Allen Geistern im Geist- wie im Fleischleib sind die Tore zu Meinem großen, geistigen Reich geöffnet, aber nur wenigen wird es gelingen in jene Räume zu dringen, wo Friede, Ruhe und Seligkeit ewig herrschen, denn sie müssen vorher alles Weltliche, Sinnliche aus ihrem Herzen verbannt haben. Nur dann sind sie als Auserwählte der Teilhaftigkeit an Meinem Reich fähig, nur so kann ihr Auge den geistigen Glanz Meines Liebe- und Lichthimmels vertragen, wenn eben aus demselben ein ähnlicher Himmelstrahl leuchtet.


Die Einladung erfolgt noch immer, das große Mahl bei der Wiederkunft Jesu steht bevor

Hier habt ihr die geistige Bedeutung dieses Gleichnisses, das von der Zeit an, wo es von Mir gegeben wurde, bis auf heute die gleiche Bedeutung bewahrt hat.
Ich sandte und sende fortwährend Meine Knechte aus, um zum Hochzeitsmahl einzuladen, aber unverrichteter Sache kehren sie oft wieder zurück, ein Jahrhundert nach dem anderen rollt hinab in den Schoß der Zeiten und Ich lasse nicht ab, einzuladen.
Es kamen und kommen auch wohl Geladene, fordern aber törichterweise, dass sich das Geistige nach ihren materiellen Ansichten richten soll; da das aber nicht angeht, so kehren sie dem Geistigen den Rücken, und ziehen den langen Weg der Erkenntnis dem kürzeren, aber beschwerlicheren, der Liebe vor.
Noch immer sende Ich Boten aus, die den Menschen begreiflich machen sollen, was eigentlich der Zweck ihres Daseins ist, und dass sie trotz allen Sträubens über kurz oder lang doch endlich da hinkommen müssen wo Ich sie haben will. Viele wenden ihre Ohren ab um die Stimme der Liebe, des Friedens nicht zu vernehmen, und sie sind so auf lange Zeit verloren. Mit Trauer sehe Ich, dass die große Masse Mir den Rücken kehrt und statt Mir zu folgen dem folgt, das ihnen als Böse bekannt ist. Ich werde dadurch wie damals gezwungen werden, der Guten willen und um den Zweck der Menschheit zu erfüllen, ähnliche Schicksale über die Menschen ergehen zu lassen wie Ich es schon früher zuließ, nur werden diese Schicksale mehr geistiger Natur sein. Ich werde die Menschheit übergießen mit Licht und werde bessere Geister erwecken, dass sie dasselbe verbreiten; und wenn überall Licht sein wird, dann bleibt den Finsterlingen ja ohnehin nichts anderes übrig als den Glanz desselben zu fliehen, und sich in die ihnen entsprechende äußerste Finsternis zurückzuziehen.
So wird sich jetzt geistig erfüllen was Ich dort den Pharisäern bildlich sagte, es werden manche ob dieses gewaltigen Lichts sich mächtig erzürnen weil es ihren lange im Finstern gehaltenen Bau erleuchten wird; allein es muss Licht werden, und mag Satan sich noch so sträuben.
Das Los aller geschaffenen Wesen, ob im geistigen oder verkörperten Zustand, ist: Entweder durch Leiden und Kämpfe mit Mühe und Aufopferung den kürzeren, oder in der Finsternis der eigenen Seele einen langen Weg der Reinigung zu gehen.
Geladen sind alle, doch wehe dem, der ohne Hochzeitskleid ins Reich des Lichtes eindringen wollte, es würde ihm so ergehen wie dem ohne Hochzeitskleid im Evangelium; er würde hinaus gestoßen werden in die Finsternis bis es in seinem Inneren endlich von selbst durch das Verlangen nach etwas Besserem zu dämmern anfängt. So wie Ich in jener Zeit Meines sichtbaren Erdenwandels durch Mein Wort alle finsteren Winkel des menschlichen Herzens zu erleuchten suchte, ebenso sollen auch bei Meiner nahen Ankunft alle Herzen der Menschen erleuchtet oder wenigstens für das Licht aufnahmefähig gemacht sein, damit dann das Hochzeitsfest der Vereinigung von Mir und Meinen Geistern gefeiert werden kann, wo Ich als König und Vater dem Sohn Hochzeit machen, und den geladenen Geistern den Hochzeitstisch bereiten werde, und wo wir dann alle vereint wie ein Vater mit seinen Kindern das Jubelfest der großen geistigen Vereinigung feiern werden. Amen.


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