Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
49.
Am dreiundzwanzigsten Sonntag nach Pfingsten

Die Erweckung der Tochter des Jairus
Matthäus 9,18-19+23-26: Da er solches mit ihnen redete, sieh, da kam der Obersten einer und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, meine Tochter ist jetzt gestorben; aber komm und leg deine Hand auf sie, so wird sie lebendig. Und Jesus stand auf und folgte ihm nach und seine Jünger. -
Und als er in des Obersten Haus kam und sah die Pfeifer und das Getümmel des Volks, sprach er zu ihnen: Weicht, denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff es bei der Hand; da stand das Mädglein auf. Und dieses Gerücht erscholl in dasselbe ganze Land.


Empfangen am 30. April 1872

Die Macht des Glaubens und Vertrauens

Dieses Kapitel handelt ebenfalls wieder von Heilungen, teils durch Auflegen der Hände, teils durch den festen Glauben der Leidenden, und besonders handelt es sich hier um die Wiedererweckung der toten Tochter eines Obersten, der so viel Glauben und Vertrauen in Meine Macht hatte, dass er Mich bat in sein Haus zu kommen, wo seine Tochter durch Auflegung Meiner Hände gewiss wieder zum Leben erwachen würde.
Seht, wo so viel Vertrauen sich zu Mir zeigt, da kann Ich ja nicht anders als dem Flehenden seine Bitte gewähren um zu zeigen, was man durch unbedingtes Vertrauen in Mich erlangen kann, denn wenn ein Kind mit Inbrunst seinen Vater um Erfüllung seiner Wünsche bittet, so erhört er selbe gewiss, wenn dies zu seinem Besten dient.
Alles, was vom rechten Glauben schon früher gesagt wurde, bezieht sich auch auf diesen Akt der Totenerweckung und es wäre überflüssig, dasselbe zu wiederholen.
Es zeigen aber dieses Beispiele deutlich, welchen Weg die Menschen einschlagen sollen, wenn sie von Mir die Erfüllung ihrer Wünsche, vorausgesetzt, dass selbe gerecht sind, erflehen und der Gewährung derselben gewiss sein wollen. Ich vollbringe in der jetzigen Zeit auch noch das Gleiche wie damals wo Ich körperlich unter den Menschen wandelte, denn es ist und war immer nur Mein Geist, der dies alles bewirkte, und dieser weilt jetzt noch ebenso unter euch wie damals unter Meinen Jüngern und Verehrern Meines Worts, nur Meine Sichtbarkeit mangelt, die aber, da ihr wisst Wer Ich eigentlich bin, euch nur beirren würde, was bei Meinen Jüngern und dem Mir nachfolgenden Volk damals anders war, die in Mir wohl einen mächtigen Propheten oder den Messias, aber nicht so ganz klar den Herrn der Schöpfung zu sehen glaubten.
Die Erweckung der Tochter war der Lohn für den unbedingten Glauben des Vaters und ein Wegweiser für die Tochter sowie für das Volk.


Die Erweckung vom geistigen Schlaf

Dieses körperliche Erwecken aus dem Tod zum Leben in jener Zeit ist dem Geistigen der Jetztzeit entsprechend; denn was in jener Zeit geschah und von Mir gesprochen wurde, das geht jetzt wieder, aber in geistiger Beziehung, vor sich. In jener Zeit zog Ich von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort, predigte, heilte, erweckte die Schlafenden, und gab neues Leben körperlichen sowie geistig Toten und übte Wohltaten überall.
Jetzt geschieht schon seit langem das Gleiche, aber in geistiger Hinsicht. Überall erwecke Ich teils durch einen unbewussten Trieb, teils durch die Verkettung der verschiedensten Verhältnisse, durch Unglücksfälle und Leider aller Art die Menschen oder vielmehr ihrer Seelen innersten Eigenschaften, auf dass sie das Geistige in sich erkennen und für dessen Vervollkommnung zu sorgen anfangen sollen und nicht, wie bis dahin, dem Materiellen allein leben; überall treibe Ich, wie bei dem Obersten, vorerst die Schmauser und Pfeifer hinaus, die sogar einer Totenfeier den Anschein einer fröhlichen Szene geben wollen, denn das Leben und sein Zweck sind zu ernst als dass man bei den verschiedenen Wechselfällen desselben tändeln und diese als Kinderspiele betrachten dürfte.
Vorerst muss es still im Haus werden, damit sich die Seele in ihrer Lage zurechtfinden, zur wahren Einsicht kommen und aufmerksam gemacht werden kann wie wenig Gehalt und Dauer im Weltlichen ist, um sich dann dem Geistigen zuzuwenden, und keine Mühe und Opfer zu scheuen, dieses sich anzueignen.
So erwecke Ich so Manchen von seinem geistigen Totenschlummer, indem Ich ihm Meine Hand auflege oder ihn auch nur mit einem Finger berühre, damit er nicht ganz verloren gehe und im Materiellen seinen geistigen Tod finde, wo hernach nur ein sehr langsames und schmerzliches Erwachen möglich wäre.
Wie Ich dort zu den Umstehenden sagte: Das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft nur, so zeige Ich auch den Menschen, dass manche, die schon ganz verdorben scheinen, doch nur in den geistigen Schlaf gesunken sind und nur des rechten Weckrufs bedürfen, um aus diesem scheintoten Zustand zu erwachen und danach sogar tüchtige Arbeiter in Meinem Weinberg zu werden.
Wie viele habe Ich schon erweckt, die es Mir jetzt tausendmal danken, wenngleich die Art und Weise des Erweckens damals nicht nach ihrem Geschmack war; allein nur Ich weiß es, was für Weckmittel der geistigen Eigentümlichkeit des zu Erweckenden entsprechen wenn endlich der Endzweck herbeigeführt werden soll.
Auch euch, die ihr alle einst geistig eingeschlafen wart, indem ihr euch euren Glauben und euer Handeln so bequem als möglich gemacht hattet, auch euch habe Ich durch verschiedene Mittel erweckt und die schlummernden Eigenschaften der Seele in Anregung gebracht. Manchen berührte Ich bloß mit dem Finger, manchen musste Ich die ganze Hand auflegen, je nachdem der Eine nur eine leise Berührung, der Andere aber einen stärkeren Einfluss nötig hatte um zur Erkenntnis seines geistigen Standpunkts und seiner geistigen Aufgabe zu kommen, und zum Nachdenken darüber angeregt zu werden, wie weit er dieser Aufgabe näher gekommen oder wie weit er noch davon entfernt sei.
Bei manchen musste Ich die scheinbaren Vorteile alter fehlerhafter Gewohnheiten in Nachteile verwandeln, damit man sich entschließen sollte, dieselben auszumerzen und an deren Stelle wahres Geistiges zu setzen wie es Meine Liebelehre bietet.


Erweckungsversuche in der Endzeit

Was Ich bei euch in so verschiedener Weise bewirke, das nehme Ich auch jetzt mit ganzen Völkern vor; auch bei ihnen vertreibe Ich die lärmenden Musikanten, Pfeifer und Trommler, die selbst über Gräber noch Freudentage anregen möchten; Ich mache ganze Völker durch Not, Trübsal und Heimsuchungen aller Art nüchtern und zeige ihnen an den Folgen, an den Früchten, wie schlecht der Baum ist, auf dem sie gewachsen sind und reiße sie so aus dem Wahn, als wäre nur der Weg, den sie gehen, der Weg des weltlichen Sinnengenusses der allein wahre und anzustrebende. Ich lehre sie die Vergänglichkeit weltlicher Güter, weltlichen Eigendünkels und weltlichen Ruhms erkennen, damit sie dadurch angeregt werden, die ewig dauernden, geistigen Schätze aufzusuchen, zu erkennen und sich anzueignen.
So ergeht es dem Einzelnen wie ganzen Völkern, ihren Königen wie ihren Priestern, den Hochgestellten wie den Niederen; allen zeige Ich, dass über ihnen noch ein anderer steht, der sie zwar machen lässt was sie wollen, der aber die Fäden und Verkettung der Umstände und Verhältnisse dennoch allein in der Hand hält, und alles, selbst das Schlechteste von Menschen ausgeführt, zum Besten der Gesamtmenschheit wie auch des Einzelnen zu verwerten weiß.
So geht der Entwicklungs- und Läuterungsprozess zwar langsam aber doch unaufhaltsam vorwärts seinem Ziel entgegen; alle sollen erweckt und sich ihres bisherigen Schlafzustandes bewusst werden und zur Einsicht kommen, dass man nicht lebt um immer zu schlafen, sondern dass der Schlaf nur dann nützlich ist, wenn er zum Ersatz der durch die Arbeit verlorenen Kraft dient, wo er aber nicht diesen Zweck hat, da ist er nutzlos, ja schädlich.
Es ist die Zeit, die der Mensch im geistigen Schlaf verbringt, auf der Bahn geistiger Entwicklung als eine große Versäumnis anzusehen; daher ist das Erwecken nötig, umso mehr in dieser Zeit, wo die Lösung der ganzen geistigen Bestimmungsfrage der Menschheit vor der Tür steht, und die meisten Menschen sich so in das selbstsüchtige Treiben der Welt hineingelebt haben, dass durch leise Berührung wohl fast niemand mehr erweckt werden kann, sondern es müssen nun zumeist Gewaltmittel angewandt werden, um so die tief in den Schlamm der Materie Versunkenen noch zu retten. Die Menschen sind jetzt so weit von ihrem eigentlichen Ziel abgekommen, dass keine menschliche Macht und kein menschliches Wissen mehr imstande wäre sie aus ihren Träumen zu erwecken und sie von ihrem Jagen nach Genuss abzubringen; nur Mir allein ist es noch möglich, die Verhältnisse anders und zwar günstiger für das Geistige zu gestalten. Deswegen ertönt nun überall der Weckruf sowohl an Einzelne als auch an ganze Völker und unter verschiedenen Formen.
Noch sind weder Menschen noch Völker sich dessen klar bewusst was sie sollen oder wollen, allein nur Geduld, wenn erst die Trommler und Pfeifer vertrieben sein werden, dann klären sich die Verhältnisse und das Unwahre, Unnatürliche und Ungesetzliche wird dem Wahren, dem Unvergänglichen Platz machen müssen.
Die Arznei wird bitter sein und viele werden sich sträuben sie zu nehmen, aber es wird ihnen das nichts nützen, sie werden sie dennoch bis auf den letzten Tropfen nehmen müssen. Der Rückweg wird für jene, die schon sehr weit vom rechten Weg abgekommen sind, natürlich auch ein längerer sein, aber umgekehrt muss werden. Sie müssen zur Einsicht kommen, dass es nur Einen Gott gibt, und Ein geistiges Reich, dem alles andere zum Fußschemel dienen muss, und dass das Materielle keinen dauernden Wert hat und keinen bleibenden Genuss gewähren kann.


Schicksal unreifer Seelen und Aufruf zur Arbeit an sich selbst

Tausende von Verirrten ereilt ein früher Körpertod. Sie reifen in dieser Welt nicht aus und kommen unreif ins Jenseits; was soll aus ihnen werden?
Hier konnten sie nicht bleiben, und auch dort behagt es ihnen nicht. O ihr kennt die Qual solcher Seelen nicht, die unentschlossen umherirren, das verlorene Irdische ist ihnen nicht mehr zugänglich und das an sie herantretende Geistige ist für ihr Wesen und ihre Ansichten nicht passend.
So geht es, wenn einzelne Menschen wie auch ganze Völker ihr geistiges Wohl mit Füßen treten und nur dem Weltlichen nachhängen, und wenn sie zuletzt auch dieses noch verlieren, sie nicht mehr fähig sind, sich das Geistige anzueignen.
Dies ist der Grund warum Ich jetzt alle zu erwecken suche, denn nicht umsonst sagte Ich: Wenn dich dein Auge ärgert so reiß es aus, denn es ist dir besser, dass du mit einem Auge die geistige Welt erkennst als dass du mit beiden Augen nur nach dem Irdischen ausschaust, nach dem Geistigen aber kein Verlangen hast.
Nehmt daher alle Ereignisse, die euch und andere treffen, als Gaben der Liebe an, denn Ich weiß es am besten, wie Ich Schlafende oder verwahrloste Menschen und verirrte Völker erwecken und auf den rechten Weg bringen kann, um sie noch bei Zeiten vom gänzlichen Verfall zu retten.
Man lehrte euch ein Fegefeuer, wo die Seelen von ihren schlechten Eigenschaften gereinigt werden sollen ehe sie ins Paradies oder in den Himmel aufgenommen werden können; Ich sage euch, so wie man euch das Fegefeuer bildlich ausmalt, ist es wohl ein wahrer Unsinn, aber geistig besteht es dennoch in der Menschenseele selbst; dort muss alles was gegen Meine Liebesgesetze ist weggefegt werden, und zu diesem Wegfegen trage Ich durch Schickung von allerlei Kämpfen und Leiden bei. Ich erwecke dadurch die schlummernden guten Eigenschaften der Seele, damit selbe die bösen überwinden und sich von allem reinigen soll was ihr Schaden bringen könnte.
Einst wurde Ich nicht verstanden, sondern verlacht als Ich sagte: Das Mägdlein ist nicht tot sondern schläft nur; auch heute werden Meine Erweckungsversuche noch wenig verstanden. Trachtet daher wenigstens ihr danach, Meine Mahnungen und Winke zu verstehen, damit es zu eurem Besten sei, wenn Ich euch auch nur mit dem Finger berühre; denn ein liebender Vater, Dem es um das Wohl Seiner Kinder zu tun ist, kann nie strafen sondern will nur bessern. Amen.


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