Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
51.
Am fünfundzwanzigsten Sonntag nach Pfingsten

Das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker
Matthäus 13,24-30+36-43: Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da sagten die Knechte: Willst du das wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft so ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, dass man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer. -
Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Geheimnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist's, der da guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende dieser Welt gehen: des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre!


Empfangen am 2. Mai 1872

Zur Schöpfungsgeschichte

Die Gleichnisse in diesem Kapitel enthalten die Geschichte Meiner Lehre und die ganze Geschichte Meiner Schöpfung vom Anfang bis zum Ende derselben. Es wird euch darin gezeigt wie Mein Wort, Meine Lehre auf verschiedenen Boden fallen und so auch verschieden aufgehen und Früchte tragen wird, und wie dieses göttliche Wort stufenweise aufwärtssteigend einen Ausdruck in den vielen Millionen und Millionen Welten findet, ebenso dasselbe bei jedem der vielen Millionen von Menschen einen verschiedenen Eindruck macht, und so jede Welt wie auch jeder Mensch je nach deren Eigentümlichkeit und Stellung zu Meinem Wort sich verschieden entwickeln müssen.
Die Gleichnisse, wie Ich sie damals gebrauchte, waren aus dem gewöhnlichen Leben genommen, aber obwohl sie leicht zu verstehen waren, wurden sie doch nicht begriffen.
Das Gleichnis, das in diesem Kapitel von Vers 24 bis 30 aufgezeichnet ist, bezeugt, wie Ich als Sämann wohl immerfort guten Samen aussäe um die Menschen durch Wort und Tat zum besseren zu führen; derselbe bringt aber nur vereinzelt Frucht, denn die Welt mit ihren Genüssen mengt sich als Unkraut dazwischen, und Ich lasse beides zusammen wachsen bis zur Ernte, wo dann die Spreu vom Weizen gesondert wird, d.h. die Guten den gerechten Lohn empfangen, während dann aber die Bösen den langen Weg der Materie noch werden durchmachen müssen bis sie alles Unreine ausgeschieden und dann erst sich als ein reiner geistiger Ton zur Harmonie Meiner Himmel werden beigesellen können.
Seht, seid dem Abfall Luzifers ist in der ganzen Schöpfung das Gute, Leichte, Geistige dem Bösen, Schweren, Materiellen entgegenstehend.
Die große Menge Geister, die mit Luzifer fielen und zur Materie verdichtet, dadurch an und in diese gebunden wurden, geben den verschiedenen Welten, deren Materie sie beleben, ihr eigentümliches Gepräge, je nachdem diese Geister mehr oder weniger moralisch im geistigen Sinn waren, d.h. je mehr oder weniger sie die Liebe mit allen von ihr abhängenden Eigenschaften besaßen und in Folge dessen geistig leichter oder schwerer waren.
Ich lehrte während Meines Erdenwandels nichts Neues sondern nur das, was Ich von Anbeginn Meine Geister schon gelehrt hatte, nämlich was ihr Streben und ihr Ziel sein soll, und welche Gesetze Meinem geistigen Reich zur Grundlage dienen.
Selbst in die Materie legte Ich den Trieb nach Vervollkommnung, und so wird durch das innewohnende Geistige die materielle Außenseite immer mehr vergeistigt, bis diese endlich mit dem Inneren in Übereinstimmung gebracht, sich wieder auf eine höhere Stufe der Lebensentwicklung emporschwingen kann, von wo aus der Fortgang zur weiteren Vervollkommnung von Neuem vor sich geht.
So vergeistigt sich die Materie immer mehr durch die Läuterung ihres geistigen Inhalts vom schweren, anscheinend toten Stein, durch das Pflanzen- und Tierreich bis zum sich selbstbewussten Menschen nach Meinen in die Schöpfung gelegten göttlichen Gesetzen.
Der Mensch aber hat dann die Aufgabe, sein eigenes materielles, niederes, sinnliches Ich mit Selbstbewusstsein durch oft schmerzliche Opfer zu vergeistigen, bis sein Äußeres mit seinem Inneren in Harmonie gebracht, und er so zur Aufnahme in Mein Reich fähig geworden ist.


Grundgesetz der Liebe und Willensfreiheit

Wie millionenfach verschieden die Welten in Meiner großen Schöpfung sind und dadurch bildlich das verschiedene Auffassen der göttlichen Wahrheit ausdrücken, ebenso in ihrer Auffassung der Wahrheit verschieden, mit Millionen von Abweichungen sind wieder die Menschen, jeder als Einzelwesen als eine Welt im Kleinen betrachtet; und doch werden sich alle dereinst in einem geistigen Reich, in einer Wahrheit mit Anerkennung des Grundgesetzes der Liebe vereinigen, auch wenn einzelne Welten und Menschen erst nach Zurücklegung eines anderen Weges.
Die verschiedene Auffassung Meiner Lehre, so wie Ich selbe einst Meinen Jüngern und jetzt einigen wenigen auf dieser Erde wieder kund gebe, kommt vom freien Willen des Menschen her; dieser, zwischen beide Richtungen oder Gegensätze von Gutem und Bösem gestellt, kann und konnte Meine Lehre nach seinem freien Willen und seiner Eigentümlichkeit entsprechend verschieden, und folglich mehr oder weniger der Wahrheit gemäß auffassen; und so musste sich die Verschiedenartigkeit der Ansichten bilden.
Die ganze Schöpfung enthält Meine Liebelehre und ist ein Ausdruck derselben und liefert den Beweis, dass Ich nur Gesetze der Liebe und zwar nur zwei gegeben habe, von denen eines das andere enthält oder ergänzen muss.
Ich habe die Liebe als Samenkorn materiell in Meine ganze Schöpfung, und in edlerer geistiger Form in jedes vernünftige Wesen gelegt. Je materieller die Liebe desto beschränkter wird sie, und ist dann nur auf sich selbst und auf die Erhaltung ihres materiellen Besitzes bedacht; je geistiger sie ist desto mehr erweitert sie sich und nähert sich der allgemeinen göttlichen Liebe. Das mehr oder minder starke Vorherrschen der materiellen Liebe bedingt das Zurückschreiten zum Materiellen, das gleichbedeutend ist mit Bösem oder seiner geistigen Entwicklung Unwürdigem; während das Vorherrschen der geistigen Liebe das Fortschreiten zum Guten oder seiner Würdigem bedingt.
Die Freiheit des Willens aller geschaffenen Geister machte auch die Wahl des ihrer Unwürdigen oder Bösen möglich, woher das Unkraut unter den Weizen kommt wie Ich es im Gleichnis bildlich sagte, und wo oft erst am Ende ihres [der Menschen] irdischen Lebens die Trennung beider oder des Bösen vom Guten stattfindet, indem sie dann endlich erkennen wie weit sie von ihrem Ziel abgewichen sind, und dann in der anderen Welt unter anderen Verhältnissen mit weniger Mitteln und größeren Hindernissen der Kampf von innen heraus neu begonnen werden muss, den man gewöhnlich als mit diesem Leben beendet wähnt.


Die Zeit der großen Reinigung

Was der Körpertod für den einzelnen Menschen ist, das ist das Aufhören der Herrschaft der Materie auf der Erde für die ganze Menschheit oder das Ende aller weltlichen Versuchungen, welcher Zeitabschnitt noch vor Meiner Wiederkunft eintreten soll, da nachher das geistige Reich auf dieser Erde seinen Anfang nehmen wird.
Dahin zielen alle die Vorkommnisse eurer Zeit, da leider schon mehr Unkraut als Weizen vorhanden ist, und meist nur Disteln und Dornen als Hauptgewächse die Oberfläche des steinigen Bodens der Erde zieren.
Meine Schnitter sind schon in Tätigkeit und schneiden und sondern schon Unkraut und Weizen, und es wird das später noch in erhöhterem Maß stattfinden, weil nun der Mensch aus freiem Willen sich so weit vom Guten abgewendet hat, dass er wirklich ein beinahe steinernes Herz bekommen hat, das keine guten Eindrücke mehr aufnimmt sondern über dessen harter Oberfläche alles hinweg gleitet.
Seht auch ihr euch vor, dass in eurem Herzen nicht das Unkraut schlechter Leidenschaften, durch weltliche Einflüsse begünstigt, aufkeime, und Ich sage hiermit zu euch wie einst zu Meinen Zuhörern: Wer Ohren hat, der höre, und wer Augen hat, der sehe! Denn leider gibt es noch viele, die Ohren haben, aber den geistigen Wind nicht hören, der durch die ganze Schöpfung geht, und die Augen haben und nichts bemerken vom geistigen Licht aus Meinem ewigen Geisterreich, das anfängt, nach und nach alle Winkel eurer finsteren Erde zu erleuchten, damit bei Meiner Ankunft als König des Lichts kein Schatten, keine Finsternis mehr vorhanden sei.
Viele gibt es noch, die bloß weltlichen Gütern und weltlichen Genüssen nachjagen und keine geistige Welt, kein höheres geistiges Grundwesen als Gott und Schöpfer anerkennen wollen, diese sind wie die Disteln und Dornen. Haltet euch fern von diesen Scheinphilosophen und Scheingelehrten, an denen ihr die Stacheln auch bald bemerken werdet, oder nähert euch ihnen nur mit Vorsicht.
Diese werden, wie es geschrieben steht, ins Feuer der Leiden und Drangsale geworfen, wo sie erst nach langem Kampf geläutert am geistigen Reich werden teilnehmen können, das sie vorher so fest weggeleugnet haben. Sie werden durch Naturereignisse, durch Epidemien, wo der Tod die Menschen in großen Massen hinwegrafft, durch den Verlust geliebter Personen und dergleichen belehrt werden, dass es noch eine andere als nur diese materielle Welt gibt. Ihr Erwachen wird traurig sein, und doch muss Ich sie erwecken, weil Ich nicht das kleinste Stäubchen und umso weniger eine Menschenseele verlieren will, die Ich einst von innen wie von außen nach Meinem Ebenbild geschaffen habe.


Jesus Streben mit den Menschen

Darum hört mit geistigen Ohren was Ich euch sage, was die Weltereignisse euch sagen, und die ganze Welt euch zuruft: Es ist ein Gott, und Dieser ist ein Gott der Liebe!
Unbekümmert um den Boden sät Er Seinen Samen aus in gutes Erdreich, auf Wege, felsigen Boden oder zwischen Gestrüpp. Frei ist der Mensch, er kann den Samen aufnehmen oder ihn verdorren lassen oder zertreten, je nach seiner persönlichen Eigentümlichkeit.
Am Ende wird doch der Zweck, den Ich als Sämann bei Meiner Aussaat vor Augen hatte, erfüllt werden trotz der Verschiedenheit des Ackergrundes, und es wird, wenn auch nicht gleich, so doch im Lauf der Ewigkeiten zu einer reichlichen Ernte kommen. Denn ob das Wort als Samenkorn mit freudigem Herzen aufgenommen oder vorderhand auch noch mit Füßen zertreten wird, das Endergebnis bleibt sich gleich, wenn auch die Zeit, die dazu erforderlich ist, verschieden ist.
So aber Mein Wort auch nicht gleich Frucht trägt, so düngt, verbessert und vergeistigt es wenigstens den Boden und bereitet ihn dadurch für eine neue Aussaat vor, und wenn auch nicht mehr auf dieser Erde so doch sicher im Jenseits, die Ewigkeit sichert den Erfolg. Mein Streben ist nur, wie auch wiederum durch diese Gnadengaben, den Menschen diesen Weg zu verkürzen und ihnen das Vorwärtsschreiten zu erleichtern.
Daher rufe Ich euch nochmals zu: Wer Ohren hat, der höre! Versteht und fasst es wohl und handelt danach, und ihr werdet an euch selbst gewahren, ob der Same bei euch auf guten oder unfruchtbaren Boden gefallen ist. Amen.


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