PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
29.
Am dritten Sonntag nach Pfingsten
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, Groschen und Sohn
Lukas 15: Es nahten aber zu ihm allerlei Zöllner und Sünder, dass sie ihn hörten. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er der eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem verlorenen, bis dass er's finde? Und wenn er's gefunden hat, so legt er's auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.
Oder welches Weib ist, die zehn Groschen hat, so sie der einen verliert, die nicht ein Licht anzünde und kehre das Haus und suche mit Fleiß, bis dass sie ihn finde? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte. So auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngste unter ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen und zog fern über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen. Da er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben.
Und ging hin und hängte sich an einen Bürger des Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm. Da schlug er in sich und sprach: Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch fern von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Kleid hervor und tut es ihm an, und gebt ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringt ein gemästetes Kalb her und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an fröhlich zu sein. Aber der älteste Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Haus kam, hörte er das Gesänge und den Reigen;
und er rief zu sich der Knechte einen und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat ein gemästetes Kalb geschlachtet, dass er ihn gesund wieder hat. Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Sieh, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, hast du ihm ein gemästet Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allzeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Muts sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wieder gefunden.
Empfangen am 30. März 1872
Über den Verlust und die Freude des Wiederfindens
Dieses Kapitel des Evangelisten Lukas handelt von der Freude, die man empfindet, wenn man etwas wiederfindet was man schon als verloren glaubte.
Ich erklärte den anwesenden Pharisäern und Schriftgelehrten in drei Gleichnissen warum Ich gekommen sei, nämlich nicht um die Gesunden oder die Guten und Gerechten, sondern um die Kranken und die Sünder aufzusuchen.
Damit ihr nun diese Gleichnisse im wahren Sinn aufzufassen vermögt, muss Ich euch auch hier die Bedeutung der wichtigsten Worte näher erklären, denn obwohl ihr eine Sprache habt, und euch deren Worte zum Ausdruck eurer Gedanken bedient, so muss Ich euch doch offen sagen, dass ihr von keinem einzigen der von euch gebrauchten Worte die tiefere Bedeutung versteht; und so muss Ich sowohl als Lehrer und Erklärer Meines Evangeliums wie auch als Sprachlehrer bei euch auftreten und tätig sein.
Hier in diesen drei Gleichnissen vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und vom verlorenen Sohn ist zu erklären: Erstens, was heißt verloren? Zweitens, warum sehnt man sich so sehr danach, das Verlorene wiederzufinden? Und drittens, warum hat man über das Wiedergefundene eine solche außerordentliche Freude, eine Freude, die oft bei weitem größer ist, als die über das viel Wertvollere und Wichtigere, in dessen Besitz man sich noch befindet?
Seht, diese drei Fragen müssen vorerst erörtert werden, ehe wir zur geistigen Erklärung und geistigen Anwendung derselben auf euch, auf das ganze Menschengeschlecht, ja auf die ganze sichtbare Schöpfung schreiten können, denn wenn man um etwas fragt, so muss man erst klar und genau die Bedeutung der Frage und deren Wert kennen, da dadurch die Antwort schon halb gegeben ist.
Wir wollen demnach die erste Frage beantworten: Was bedeutet das Wort verloren?
Dieses Wort drückt das Gefühl desjenigen aus, der etwas im Gehörendes oder Wertes, sei es eine Person oder eine Sache, seinem Wirkungskreis entrückt sieht, und nicht mehr einen Gebrauch davon machen oder den Genuss davon haben kann.
Verloren ist jedes Ding, das einer anderen Bestimmung, einer anderen Richtung als der ihm vorgeschriebenen gefolgt ist. Wenn nun diese Bedeutung so tief in das Seelenleben des Menschen eingreifen kann, so entsteht daraus die zweite Frage: Warum sehnt sich der Mensch so sehr nach dem Verlorenen?
Der Mensch sehnt sich deswegen so sehr nach dem Verlorenen, weil seine Seelenruhe durch den Verlust gestört wurde und ein Bedürfnis, das moralische Gleichgewicht wieder zu erlangen, vorhanden ist. Das Verlorene hat für den, der es verlor, oft nur einen eingebildeten, größeren, geistigen Wert, der den wirklichen materiellen Wert bei weitem übersteigt. Der Mensch sehnt sich also danach, das Verlorene wieder in seinen Bereich, in seinen Wirkungskreis zu ziehen, damit das Fehlende wieder an seinen früheren Platz gelange und es wieder der Bestimmung diene, die man für das selbe als die beste erachtet hat.
Aus diesem Sehnen entsteht der Eifer des Suchens, d.h. die Anwendung aller möglichen Mittel, um sich wieder in den Besitz des Verlorenen zu setzen, eine Tätigkeit, die oft mit Mühe und Anstrengung verbunden ist, und daraus löst sich fast schon die dritte Frage von selbst, warum man sich des Wiedergefundenen mehr freut als des schon im Besitz Befindlichen.
Das Wiederfinden kostet Mühe, und diese belohnt sich durch das Finden; deshalb die Freude. Da aber eine Freude erst dann zur wahren Freude wird wenn man sie mit anderen teilen kann, so ist auch dieser Seelengenuss in den Gleichnissen nicht vergessen sondern mit angeführt. So wie Ich also diese drei Gleichnisse aus verschiedenen Lebensverhältnissen gewählt habe, ebenso ist auch darin der Schmerz über etwas Verlorenes jedem Bild entsprechend ausgedrückt.
Vom verlorenen Schaf
Zuerst gab Ich den Pharisäern und Schriftgelehrten, die sich daran stießen, dass Ich mit Sündern umging und selbe aufsuchte, das Gleichnis vom Hirten, der ein verlorenes Schaf sucht.
Was ist ein Hirte? – Ein Hirte ist ein Mensch, dem von seinem Herrn eine Anzahl Tiere anvertraut sind, die er auf die rechten Weideplätze führen, und im Notfall vor Gefahren beschützen soll. Er ist in dieser Beziehung seinem Herrn verantwortlich, dass keines der ihm anvertrauten Tiere Schaden leide, und dass selbe stets ihr genügendes Futter haben, wozu der Hirte die geeigneten Plätze auszuwählen hat.
Wenn Ich nun die Sünder aufsuchte und mit ihnen aß, so bewies Ich eben dadurch, dass der Arzt mit den Kranken in Verkehr treten muss, denn die Gesunden bedürfen Seiner nicht; und das Gleichnis vom verlorenen Schaf musste es Meinen Jüngern und den übrigen Anwesenden noch einleuchtender machen; denn wem gleicht ein geistig kranker und verirrter Mensch mehr, als einem verlorenen, verirrten Schaf? Wie ein solches Schaf den Gefahren ausgesetzt ist von Raubtieren angefallen zu werden oder in Abgründe zu stürzen, welche Gefahren es nicht zu beurteilen vermag, ebenso ist ein verirrter, geistig kranker Mensch, der, von der Welt verführt seine geistige Bestimmung nicht kennt auch in Gefahr, sein geistiges Leben zu verlieren und seine eigentliche Bestimmung als Mitbewohner eines zukünftigen ewigen Reichs ganz zu verfehlen. Durch solche Abirrung kann eine Seele erst nach langen Zeiträumen durch große Leiden und viele bittere Erfahrungen dahin gelangen, wohin sie durch Mich auf dem kürzesten Weg gelangen könnte.
Ich sagte vorher, ein Hirte ist verpflichtet, seine Schafe auf gute Weideplätze zu führen, und das war auch Meine Pflicht, als Ich es unternahm, die Menschen von den Abwegen auf denen sie sorglos wandelten, auf den wahren Lebenspfad zurück- und ihrer eigentlichen geistigen Bestimmung zuzuführen.
Das Beispiel vom Hirten war den damaligen Menschen leicht begreiflich und zeigte ganz klar Meine Mission als Menschensohn, indem Ich – die auf die Erde herabgestiegene Weisheit – für Meinen Vater – die göttliche Liebe in Mir – die verlorenen Kinder aufsuchte und sie zu Ihm zurückzubringen trachtete. Wie die Freude eines Hirten groß ist, der nach langem Suchen und Umherirren sein verlorenes Schaf, ein ihm anvertrautes Gut, wiederfindet, so ist Meine Freude groß über eine wiedergefundene Seele.
Vom verlorenen Groschen
Um die Freude über etwas Wiedergefundenes aber noch deutlicher zu zeigen, wählte Ich das zweite Gleichnis von einem Weib, das einen Groschen verlor und seinetwegen alles durchsuchte, um ihn wiederzufinden. Ich wusste welchen Wert die Pharisäer und Schriftgelehrten aufs Geld legten, und so war ihnen dieses emsige Suchen des Weibes die Sorge um selbes sowie die Freude über das Wiederfinden leicht begreiflich.
Ich folgte wohl noch anderen Gründen, warum Ich ihnen das Gleichnis vom verlorenen Schaf als seelisches Wesen zuerst, dann den Verlust materiellen Guts von eingebildetem Wert, und endlich den Verlust eines geistigen Guts als verlorenen Sohn zuletzt vortrug. Ich wollte ihnen damit sagen, dass seelische Verluste leichter, materielle schwerer, und geistige am schwersten zu ergänzen sind. Denn bei ersterem kann der Verirrte von seinen irrigen Ansichten durch verschiedene Umstände und Verhältnisse abgebracht und auf den besseren Weg geführt werden. Materielle Verluste üben aber gewöhnlich einen solchen starken Druck auf die Seele aus, dass sie im Vertrauen zu Mir wankt oder ganz verzweifelt, und alles Mögliche aufbietet um wieder zu den gewohnten weltlichen Genüssen zu gelangen, die sie durch den Verlust des materiellen Guts entbehren muss. Das von Mir angeführte Weib hätte ja wohl wegen des einen verlorenen Groschens beruhigt, und mit den übrigen neun Groschen zufrieden sein können; aber nein, der verlorene Groschen war ihr so lieb und sie verlor ihn so ungern, dass sie, um ihn wieder zu besitzen, sich die größte Mühe gab ihn zu suchen.
Dass Ich bei Erzählungen solch materiellen Vorgangs immer nur den geistigen Sinn im Auge hatte, ist selbstverständlich; deshalb sagte Ich auch, als Ich dieses Gleichnis mit der Bemerkung schloss, dass das Weib den Fund des verlorenen Groschens allen Nachbarinnen und Freundinnen mitteilte, dass im Himmel eine ebensolche Freude sein wird über einen Sünder, der Buße tut, d.h. über eine vom Untergang gerettete Seele
Vom verlorenen Sohn
Was das dritte Gleichnis vom verlorenen Sohn betrifft, so hatte Ich Meine Zuhörer nun schon so weit in den Bereich geistiger Auffassung gezogen, dass Ich ihnen ein Beispiel geben konnte, in dem es sich um den Verlust der geistigen Würde eines Menschen handelt, der seines geistigen Adels vergessend, nur den Genüssen der Welt frönt und die Bande, die ihn an Eltern, Familie und Haus knüpften, zerreißt, um seinen Leidenschaften nachzugeben, bis er endlich ermattet und geistig vernichtet die Tiefe des Abgrunds erkennt, in den er sich freiwillig gestürzt hat.
Im ersten Gleichnis war es ein Hirte, der ein tief unter ihm stehendes Wesen, ein Schaf, vom Verderben rettete, indem er es auf seinen Schultern heimtragend, wieder zu den Seinen brachte. Im zweiten Fall war es ein Weib, das durch den Fund von materiellem Gut wieder glücklich wird. Diese beiden Gleichnisse beziehen sich nur auf Weltliches.
Das dritte Gleichnis hat aber einen größeren geistigen Wert, denn es hat Bezug auf Mich als den Vater aller Geschöpfe; es zeigt den Verlust eines Sohnes als Glied der Familie, dann die Reue einer verlorenen Seele und die nie versiegende Liebe und Erbarmung eines liebenden Vaters mit all ihren Folgen.
Dieses letzte Beispiel war das wichtigste, weil Ich darin Meinen Zuhörern auch zeigte wie ein Vater sein soll, wie es aber leider nur wenige sind. Ich wollte ihnen aber auch die Freude zeigen, die der Schöpfer und Vater aller Geschöpfe haben wird, wenn ein Sohn, der Ihn freiwillig verlassen hat, wieder freiwillig zu Ihm zurückkehrt. Das Gastmahl, das der Vater anordnete, um die Wiederkehr seines verlorenen Sohns zu feiern, zeigt euch die Freude an, die über die Wiederkehr in der Geisterwelt herrschen wird.
So waren diese Gleichnisse drei Bilder aus dem menschlichen Leben, die sich stets wiederholen und allerorts zu finden sind.
Jesus Bemühen, die Menschheit zu Ihm zurückzuführen
Um die verlorenen Schafe und Söhne zu erretten, die Ersteren Selbst heimzuführen und die Letzteren zur freiwilligen Umkehr zu bewegen, scheue Ich keine Mühe; Bedrängnisse aller Art, Krankheiten, Todesfälle und andere Mahnungen sollen ihnen fortwährend vor Augen halten, dass es noch ein anderes Leben als das in dieser sichtbaren Welt gibt.
In den Zwölf Stunden [1] zeigte Ich euch, wie die gesamte sichtbare Schöpfung den verlorenen Sohn darstellt, und auf welche Weise er nach und nach zu Mir, seinem Schöpfer und Vater, zurückkehren muss. Schon lange, seit undenkbaren Zeiträumen geht dieser Prozess auf allen materiellen Weltkörpern vor sich; auf dieser Erde aber naht er sich bald seinem Abschluss, wodurch diese dann so vollendet sein wird, dass das gebundene Geistige sich leichter und schneller entwickeln kann um endlich dahin zu gelangen, wozu Ich diesen Erdball und seine Bewohner bestimmt habe. Alles im ganzen Weltall muss sich vergeistigen und aufwärts steigen; aber ihr Menschen, derentwegen Ich Selbst zur Erde kam, ihr habt eine größere Aufgabe als Millionen anderer Geister auf anderen Welten, denn nicht ohne Grund und Zweck wählte Ich eure Erde zu Meiner eigenen Demütigung als Beispiel für Mein ganzes Geisterreich.
Deswegen seid auch ihr alle auf dieser Erde mehr von Versuchungen umgeben, weil der Preis eurer künftigen Existenz ein größerer ist als der von vielen, auf anderen Welten lebenden Wesen, die nur langsam ihren Läuterungs- oder Verwandlungsprozess vollziehen, während ihr mit dem großen Licht Meines Worts und Meines Beispiels ausgestattet, bei starkem Willen in kurzer Zeit dahin gelangen könnt, wohin andere Wesen erst nach undenklichen Zeiträumen gelangen.
Hier auf dieser Erde muss der Vergeistigungsprozess schneller vor sich gehen, weil alle Mittel dazu vorhanden und alle Anordnungen dazu getroffen sind, dass, wie die Menschen selbst sich ihre Seele und durch diese ihren Körper vergeistigen, sie auch rückwirkend die noch in finstere Materie gebundenen Geister zum schnelleren Fortschreiten antreiben, denn für grob gebaute Seelen genügt grobe, starre Materie, für feinere, geistig entwickeltere Wesen ist aber auch eine leichtere Unterlage nötig; und so wie die Menschheit sich vergeistigt, so folgt ihr Schritt für Schritt auch ihre Welt nach, die ihr als Wohnort dient.
Der Aufruf an jeden einzelnen
Daher beeilt auch ihr euch, zu diesem Vergeistigungsprozess euer Möglichstes beizutragen; fangt bei euch selbst an, denn je mehr ihr selbst das Weltliche entbehren könnt, desto mehr vergeistigt sich euer Inneres; dieses leuchtet endlich durch die äußere Form hindurch, und letztere wird dann eine Abspiegelung des geistigen Inneren.
Durch solches Tun, je mehr es sich anfangs bei einzelnen, später bei vielen kund gibt, wird die große Lösung Meiner geistigen Frage herbeigeführt werden, wo ihr als Schafe von eurem Hirten auf den fetten Triften des Himmelslichts alles Geistige empfangen werdet, was ein liebender Vater euch seid undenkbaren Zeiten bereit gestellt hat.
Sorgt daher, diesem Zweck so viel als möglich nachzukommen, gedenkt der Freude der Geister und Wesen, die an eurem Schicksal Anteil nehmen; und wenngleich Leiden und Kämpfe aller Art dieses Fortschreiten begleiten müssen, so ist doch das Endziel aller dieser Mühen wert; Meine Vaterliebe wird euch dafür lohnen, eure Geistesgeschwister werden mit euch jubeln, und ihr werdet euch des Überstandenen freuen, und so in ewiger Steigerung von Seligkeit zu Seligkeit, von Genuss zu Genuss, die leichten Beschwerden eines kurzen Probelebens vergessen.
Daher folgt dem Hirten und verirrt euch nicht wieder auf andere Wege, nachdem Er Sich so viel Mühe gegeben hat, euch den rechten Weg zum ewigen Leben und zu Seiner Kindschaft zu zeigen. Amen.
[1] Jakob Lorber, Die zwölf Stunden - Ein geistiges Ziffernblatt unserer Zeit
Weiterführendes hierzu s.a. die Schrifttexterklärung zum Gleichnis vom verlorenen Schaf
wie auch Schöpfungsgeheimnisse, Kap. 13